Busek: "Krisen sind eigentlich keine"

Ein älterer Mann mit Brille und Fliege spricht.
Der frühere Vizekanzler Erhard Busek hat ein positives Verhältnis zur Krise. Für Europa sei sie eine Chance.

Ich halte diese ganzen Krisen, Finanz-, Euro- und Wirtschaftskrise, eigentlich für keine, sondern wir haben alles dafür zu tun, diese Krisen zu nutzen", erklärte der frühere Vizekanzler Erhard Busek am Dienstag im Rahmen der Präsentation seines Buches "AEIOU Europa". Der Beitrag, den Europa leisten könne, sei die Wertorientierung - "kein Kolonialismus und keine Überheblichkeit". Er habe ein sehr positives Verhältnis zur Krise, weil dadurch Fragen gestellt würden.

Busek, der seit seinem Abschied aus der Innenpolitik 1995 in verschiedenen europäischen Institutionen tätig ist, betonte: "Es gibt mir Mut darauf hinzuweisen, was Europa eigentlich inhaltlich ausmacht." Es sei eine faszinierende Aufgabe, Europa immer wieder neu zu gestalten. In der Frage des Friedens und des Verständnisses sei noch viel zu tun.

"Wir müssen die Geografie des Kontinents wieder lernen", sagte Busek. Er sei ein Vertreter der Generation, die in der Nachkriegszeit aufgewachsen ist und einige Nachbarländer nur aus Erzählungen der Großeltern und Eltern kannte. Europa habe damals in der allgemeinen Wahrnehmung nur aus den westlichen Ländern bestanden. Der Prozess des vereinten Europa sei auch heute noch nicht abgeschlossen, erklärte Busek.

Europa eine Seele geben

Busek zitierte den früheren Präsidenten der EG-Kommission Jacques Delors: "Wir müssen Europa eine Seele geben." Busek vermutete, dass in dieser Hinsicht noch Chancen bestehen. Die wesentlichen Elemente der europäischen Kultur, wie Aufklärung und Moderne, würden immer noch zu wenig begriffen. So würde auch das Herbert-Batliner-Europainstitut, dessen Präsident Busek ist, nun vermehrt im Bereich der Kultur statt in dem der Geschichte und Politik forschen.

"AEIOU Europa" ist eine Sammlung von Vorträgen, die Busek in den letzten 20 Jahren zum Thema Europa gehalten hat. Herausgegeben wurde der Band vom slowenischen Verlag Mohorjeva-Hermagoras, der seinen Sitz in Klagenfurt hat.

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