Brau Union befürchtet Gasthaussterben

So schwarz wie die Gastwirtelobby malen Großbrauer nicht, wenn vorm "Wirtesterben" gewarnt wird. Rauchverbote, Registrierkassen, teure Umbauvorgaben und Bürokratie dürften viele Wirte zum Zusperren veranlassen. Brau-Union-Chef Markus Liebl sieht aktuell zwei bis drei Prozent der Gastronomiebetriebe gefährdet. Zusammen mit dem Ausfall des Diskonters Zielpunkt habe das das Umfeld rauer gemacht.
Mega-Fusion keine Bedrohung für Österreich
Der bevorstehenden Mega-Fusion der internationalen Bierkonzerne Anheuser Busch InBev und SABMiller misst Liebl hingegen keine Bedeutung fürs Geschäft in Österreich bei. Als Bedrohung wird das in den Augen der österreichischen Heineken-Tochter jedenfalls nicht gesehen. "Solche Dinge können auch hilfreich sein", meint Liebl. Zwar werde dann jedes dritte Bier, das auf der Welt getrunken wird, aus den Brauereien des fusionierten Konzerns kommen. In Österreich sei aber keiner der neuen Fusionspartner tätig. Und Biergeschäft sei ein stark regionales Geschäft.
Die Tschechen, dann wir
Beim Bierkonsum liegen die Österreicher weltweit auf Rang zwei, gleich hinter den Tschechen. Diesen Platz dürften die Österreicher auch 2015 gehalten haben. Umfragen im Auftrag der Brauer zufolge trinken sechs von zehn Österreichern regelmäßig Bier. Mit Abstand Marktführer ist die Brau Union. Im Lebensmittelhandel habe sie 2015 ihren Marktanteil (laut Nielsen) um 0,3 Prozent auf etwas über 50 Prozent erhöht, wurde am Dienstag berichtet.

Dass der Markt in Österreich stabil blieb, wertet Liebl als Erfolg. Viele andere Länder hätten Rückgänge. Das heurige Jahr 2016 sei "normal, gut" angelaufen. Das Umfeld sei heuer aber sehr herausfordernd, meinte der Brau-Chef unter Verweis auf die Sorgen bei der Gastronomiekundschaft und generell verstärkten Wettbewerb. Impulse fürs Biergeschäft geben sollte wieder die heurige Fußball-Europameisterschaft, auch die Steuerreform könnte dem Konsum helfen. Mehr Absatz erwarte man sich durch die boomenden "Craft"-Biere, also höherpreisige Spezialitäten und saisonale "Sondereditionen", die auch keinem Aktionsdruck unterlägen.
Jedes Jahr will der Konzern in Österreich einige neue Biere und Sorten herausbringen. In den nächsten Tagen kommen wieder neue Radler-Biermischgetränke, darunter eines mit Grapefruit-Limo (Puntigamer), bei Gösser gibt es ein Holunder-Kracherl.
Gösser in Russland und Ungarn
Die Marke Gösser ist die größte Biermarke im Konzern. "Gösser entwickelt sich immer mehr zu einer internationalen Marke", sagte Marketingchef Andreas Stieber. Zur Jahresproduktion in Österreich von 1,1 Millionen Hektoliter an Gösser-Bier kamen 2015 rund 250.000 hl, die in Russland in Lizenz gebraut wurden, mehr als 100.000 hl wurden in Ungarn gebraut. In fünf Jahren könnte die Gösser-Lizenzproduktion im Ausland an die Menge der inländischen Gösser-Bier-Produktion herankommen, heißt es. Die Marke "Zipfer" ist die bedeutendste Fassbiermarke des Brau Union Konzerns.
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