Männerdomäne Börsenkonzerne: Frauenanteil steigt kaum

Männerdomäne Börsenkonzerne: Frauenanteil steigt kaum
Nur jedes fünfte Unternehmen würde aktuell die Frauenquote im Aufsichtsrat erfüllen. Zwei Frauen mehr in Vorstandsetagen als im Vorjahr. Rückgang bei Aufsichtsräten.

Die Chefetagen der börsenotierten Unternehmen Österreichs sind nach wie vor eine Männerdomäne. Mit minimalen Zuwächsen beim Frauenanteil in Vorständen und einem Stillstand in Aufsichtsräten hat sich gegenüber dem Vorjahr wenig geändert. Von 196 Vorstandsmitgliedern sind nur elf Frauen - immerhin um zwei mehr als vor einem Jahr. In Aufsichtsräten hingegen ist der Frauenanteil sogar leicht gesunken.

Ausgeglichenes Verhältnis erst in 50 Jahren

Nur in 14 Prozent der 63 im Wiener Börse Index (WBI) notierten Unternehmen findet sich überhaupt ein weibliches Vorstandsmitglied, geht aus einer Analyse (Stichtag 31. Juli) des Beraters EY vom Dienstag hervor. Mehr als eine Frau im Vorstand gibt es dann, wie schon im Vorjahr, nur noch in zwei Firmen, nämlich der Vienna Insurance Group und Atrium European Real Estate, der Nachfolgefirma von Meinl European Land.

"Immer noch schaffen es zu wenige Frauen bis in die obersten Entscheidungsgremien von Österreichs Top-Unternehmen. Wenn der Anstieg weiter in diesem Tempo fortschreitet, braucht es noch 50 Jahre bis zu einem ausgeglichenen Verhältnis von Männern und Frauen in den Vorstandsetagen", kommentierte Elfriede Baumann, Partnerin bei EY Österreich, die Untersuchung.

Am "höchsten" sei der Frauenanteil in den Chefetagen der Automobilbranche mit 14 Prozent, gefolgt von der IT-Branche (11 Prozent) und der Finanzbranche (9 Prozent). In drei Branchen gebe es nach wie vor keine einzige Frau im Vorstand: Energie, Telekommunikation sowie Transport & Logistik.

"Zaghafte Schritte"

Im Jahresvergleich erhöhte sich der Frauenanteil leicht von 4,7 auf 5,6 Prozent, über 94 Prozent der Vorstandsposten werden also noch von Männern bekleidet. "Es ist grundsätzlich positiv, dass sich der Frauenanteil in den Chefetagen leicht erhöht. Im Großen und Ganzen sind das aber nur zaghafte Schritte", so Baumann. Trotzdem sei ein Mentalitätswandel in der österreichischen Wirtschaft zu beobachten. Viele Unternehmen hätten erkannt, dass gemischte Führungsteams erfolgreicher sind und würden bei Neueinstellungen auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen achten.

Rückgänge gab es hingegen in den Aufsichtsräten der börsennotierten Unternehmen Österreichs, dort sitzen aktuell weniger Frauen als im Vorjahr. Ihr Anteil ist leicht von 17,7 auf 17,4 Prozent gesunken, von 593 Aufsichtsräten sind aktuell 103 Frauen. Fast jeder dritte Aufsichtsrat setze sich immer noch ausschließlich aus Männern zusammen. "Nur jedes fünfte Unternehmen würde derzeit die ab 2018 geltende Frauenquote im Aufsichtsrat erfüllen", so Baumann.

Deutlicher Aufholbedarf bei der Mehrheit

Die Mehrheit der von der Quote betroffenen börsennotierten Unternehmen hat demnach deutlichen Aufholbedarf: Gerade einmal 9 von 48 Unternehmen hätten aktuell mehr als 30 Prozent Frauen in ihrem Aufsichtsrat. Bereits erfüllt ist die Aufsichtsratsquote bei Erste Bank, Oberbank, Post, Schlumberger, Semperit, Valneva, Vienna Insurance Group, Wienerberger und Wolford.

Die Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten börsennotierter Konzerne und Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern gilt nur für Aufsichtsräte mit mindestens sechs Mitgliedern und ist auf Wahlen und Entsendungen in den Aufsichtsrat anzuwenden, die nach dem 31. Dezember 2017 erfolgen.

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