Börsengänge für KMU könnten in EU leichter werden

Frankfurt am Main: Die historische Glocke zum Handelsstart einer Aktie wird geläutet.
Mitgliedstaaten für höhere Grenzwerte bei kostspieliger Prospektpflicht und eine Light-Version für KMU.

Die EU soll die Prospektpflicht lockern, um vor allem KMU den Weg auf den Finanzmarkt zu erleichtern. Hinter diesen Vorschlag von EU-Finanzmarktkommissar Jonathan Hill stellten sich am Mittwoch die EU-Mitgliedstaaten, nur kleinere technische Details wurden geändert. Diese erste Einigung auf Botschafterebene soll am 17. Juni von den EU-Finanzministern bestätigt werden, so das WirtschaftsBlatt.

Prospektfreiheit bis 500.000 Euro?

Damit nahen höhere Grenzwerte, ab denen für die Platzierung von Anleihen oder Firmenanteilen ein Prospekt erstellt werden muss. Statt wie bisher 100.000 Euro soll bis zu einem Volumen von 500.000 Euro Prospektfreiheit gelten, so die Zeitung am Donnerstag. Die Mitgliedstaaten könnten diesen Wert bei der Umsetzung der EU-Richtlinie auf bis zu 10 Mio. Euro anheben, bisher gilt ein Spielraum bis zu 5 Mio. Euro.

Für Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von bis zu 200 Mio. Euro soll es eine "Prospektpflicht light" geben, die optional auf einheitlichen Fragebögen basieren kann. Das soll in erster Linie kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zugutekommen. Denn das bereits existierende KMU-Regime erwies sich als unattraktiv und wurde deshalb kaum verwendet. Der Grenzwert für die Marktkapitalisierung liegt bisher bei einer Summe von 100 Mio. Euro.

Kürzer und verständlicher

Dann sollen Prospekte generell kürzer und verständlicher werden: Die verpflichtende Zusammenfassung dürfte nur noch höchstens sechs Seiten haben. Die Risikofaktoren müssten entsprechend ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und dem Ausmaß der negativen Auswirkungen bei Eintritt gewichtet werden. Börsenotierte Firmen sollen einfacher zusätzliche Aktien oder Anleihen emittieren können. Sie könnten binnen 18 Monaten zum Teil auf den Prospekt der ursprünglichen Emission verweisen. Die schlankeren Prospekte für sogenannte Sekundäremissionen sollen den EU-Unternehmen um die 100 Mio. Euro pro Jahr ersparen.

Bevor die Vereinfachung der Prospektpflicht kommen kann, stehen noch Verhandlungen mit dem EU-Parlament bevor. Sie sollen nach der Sommerpause beginnen und zügig abgeschlossen werden.

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