Börsen: Der Crash auf Raten geht weiter

In Europa und den USA setzte sich die Talfahrt an den Aktienmärkten fort. Der ATX stürzte am heftigsten ab, auch DAX und Dow Jones verloren massiv.

Am Ende siegte doch die Angst: Investoren verkauften am Montag massenhaft ihre Aktien.

Die Börse in Frankfurt (DAX) stürzte um 5,02 Prozent auf den tiefsten Stand seit einem Jahr ab. An der Wiener Börse ging es noch steiler nach unten: Der Börsenindex ATX verlor 6,11 Prozent und sackte damit auf das Niveau von Ende Juli 2009 ab.

Die New Yorker Aktienbörse hat am Montag auf die Rating-Abstufung für die USA mit massiven Kurseinbrüche reagiert und tief im Minus geschlossen. Der Dow Jones Industrial Index sackte beachtliche 634,76 Punkte oder 5,55 Prozent auf 10.809,85 Einheiten ab. Der weltbekannteste Börsenindex rutschte damit tief unter die psychologisch wichtige 11.000-Punkte-Marke.

Auslöser

Auslöser des tiefen Falls an den Börsen waren schlechte Konjunkturdaten aus Deutschland - die Industrieumsätze im Juni stiegen nur um 0,1 Prozent gegenüber Mai - und weitere Bonitätsabstufungen in den USA. Die Ratingagentur Standard & Poor's, deren Abstufung der US-Kreditwürdigkeit die Finanzmärkte in Aufruhr brachte, senkte am Montag die Bonität der beiden verstaatlichten US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac. Daraufhin begann der große Ausverkauf an den Börsen.

EZB kaufte Staatsanleihen

Zuvor hatten so manche Anleger schon an eine Erholung der Börsen geglaubt: Denn die Europäische Zentralbank (EZB) begann mit dem Aufkauf der Staatsanleihen der finanzmaroden Staaten Italien und Spanien. Und die Finanzminister der Gruppe der sieben führenden Industriestaaten (G-7) versicherten, dass sie alles tun würden, um die Stabilität an den Börsen zu gewährleisten. Die Feuerwehr-Aktion von EZB und G-7 reichte nur kurz für eine Beruhigung an den Aktienmärkten.

Verlustreiches Wien

Dass es Aktien an der Wiener Börse besonders schlimm erwischte, hat zwei Gründe: Zum einen ist Wien ein vergleichsweise kleiner Aktienmarkt. Das heißt: Hier gibt es auch weniger Käufer und Verkäufer. In schwierigen Börsenphasen ist die Wiener Börse für Anleger daher riskanter, denn sie können im Extremfall nicht sicher sein, ihre Aktien ohne allzu starke Verluste los zu werden. Die Verkaufsorder wird daher rascher gesetzt als anderswo.

Und zweitens gilt die Wiener Börse bei internationalen Anlegern als "Ost-Börse". Viele der in Wien notierten Unternehmen erwirtschaften hohe Anteile ihres Umsatzes im Zentral- und Osteuropa. Diese Abhängigkeit wird in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten von Anlegern negativ gesehen. Die Wiener Börse reiht sich mit ihrem Minus von 6,11 Prozent am Montag durchaus in das Bild der Ostbörsen ein: Moskau verlor 7,5 Prozent, Prag mehr als sechs Prozent. Dass Österreichs Wirtschaft gut läuft ignorieren Investoren, wenn an der Börse Pessimismus regiert. Ebenso wird ignoriert, dass Österreich zusammen mit Deutschland und Estland unter den drei Ländern der Eurozone liegt, die das niedrigste Insolvenzrisiko haben. Dies bescheinigte das Freiburger "Centrum für Europäische Politik" just am Montag den drei Staaten.

Die gute Bonität drückt sich vielmehr in den Staatsanleihen aus. Österreich kann auf den Märkten zu niedrigen Zinsen Geld aufnehmen.

ATX: Kursgemetzel bei DO&CO und Lenzing

Die Turbulenzen an den Kapitalmärkten nach Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit erfassten am Montag auch die Wiener Börse mit voller Wucht. Obwohl es in Wien keine fundamentalen Nachrichten gab, die Einfluss auf das Kursgeschehen nehmen hätten können, ging es mit dem Leitindex steil bergab. Der ATX schloss um 6,1 Prozent tiefer als am Freitag. Händler hatten nach den Kursverlusten in der Vorwoche eher mit einer Gegenbewegung gerechnet.
Gehörig unter die Räder kamen vor allem zyklische Werte wie die "Ziegelaktie" Wienerberger (-7,33 Prozent) und die "Stahlaktie" voestalpine (-9,77 Prozent). Sie folgten damit einem europäischen Trend, denn quer durch Europa standen Rohstoffwerte auf der Verkaufsliste ganz oben.
Kursstürze um mehr als zehn Prozent gab es bei DO&CO (-14,23 Prozent) Lenzing (-11,96 Prozent) und Intercell (-11,26 Prozent). Auch Strabag, Kapsch und AT&Smussten herbe Verluste hinnehmen. Weniger stark traf es diesmal die Bankaktien, die europaweit von der Ankündigung der EZB, Staatsanleihen von Italien aufkaufen zu wollen, profitierten. Der sinkende Rohölpreis - am Montag notierte die Nordseesorte Brent bei 105 Dollar je Fass und lag damit um drei Prozent tiefer - setzte den Ölwerten zu. Die OMV-Aktie sackte um mehr als drei Prozent ab, die Titel von Schoeller-Bleckmann gaben um acht Prozent nach.
Zu den wenigen Kursgewinnern zählten Palfinger und UIAG.

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