Bitcoins: Die nächste große Blase

Virtuelle Währung auf der Überholspur - der Bitcoin ist gemessen am Kursanstieg die erfolgreichste Währung der Stunde. Die digitale Devise kommt aus den anonymen Tiefen der Cyberwelt und verheißt freies Geld ohne Kontrolle von Zentralbanken und Regierungen. Der Kurs kletterte zuletzt von einem Hoch zum nächsten. Seit Jahresbeginn ist der Bitcoin-Kurs von 13 Dollar auf unfassbare 120 Dollar gestiegen.
Ihre Fans glauben, dass die Cyber-Währung besser ist als Dollar, Euro & Co.: Bitcoin lockt Skeptiker, die befürchten, ihr "normales" Geld sei nicht mehr sicher. Doch die Kursexplosion der vergangenen Wochen ruft immer mehr Kritiker auf den Plan, die den Rummel um das virtuelle Geld für nichts Anderes als Zockerei halten. "Der Chartverlauf entspricht dem klassischen Muster einer aggressiven Spekulationsblase", sagt Analyst Sebastien Galy von der Großbank Société Générale.
"Es gibt jeden Grund anzunehmen, dass der Bitcoin-Boom bald endet."
Sogar große Vermögensverwalter zeigten angeblich Interesse an der "Hackerwährung". Doch solche Kursanstiege sind eigentlich das Gegenteil von dem, was eine zuverlässige Währung ausmachen soll. "Wenn der Bitcoin zu teuer wird, verliert er seinen Nutzen als Zahlungsmittel", sagt Galy. Die Währung wird dann bloß gehortet statt ausgegeben, Investoren mutieren zu Spekulanten. "Es gibt jeden Grund anzunehmen, dass der Bitcoin-Boom bald endet", schreibt das renommierte Londoner Wirtschaftsmagazin Economist.

Als Auslöser für die Kursrallye wird meist die extrem lockere Geldpolitik der führenden Notenbanken angeführt, die Anleger aus den etablierten Währungen treibt. Die Diskussion über die Beteiligung von Sparern an Euro-Hilfsprogrammen nach der Zypern-Rettung dürfte zuletzt auch eine Rolle gespielt haben.
Tatsächlich tummeln sich Anhänger des Bitcoins vornehmlich im Lager der Papiergeld-Skeptiker. So haben zuletzt verstärkt Edelmetall-Afficionados, die Staaten und Notenbanken misstrauen, die Cyber-Währung für sich entdeckt. Bitcoins seien "das neue Gold", meint sogar der britische Telegraph. Kurios ist jedoch, dass ausgerechnet diese auf handfeste Werte fixierte Szene nun verstärkt auf virtuelle Bits und Bytes setzt.
Gezielte Verknappung
Bitcoins werden zwar gezielt knapp gehalten und gelten deshalb als Inflationsschutz. Sie basieren aber - anders als Gold, das als rarer Rohstoff ein Wert an sich ist - allein auf Vertrauen. Ähnlich wie das bei vielen seiner Fans verpönte Papiergeld. Statt auf Zentralbanken, die für Währungen bürgen, muss man sich als Bitcoin-Nutzer auf andere User und Internet-Portale verlassen. Das kann zum Problem werden: Das Portal Mt.Gox wurde in dieser Woche Opfer von unangenehmen Hacker-Angriffen - "wie wir sie noch nie gesehen haben". Damit solle die Währung destabilisiert werden, vermuten die Macher der Handelsplattform in einer Mitteilung an alle "Bitcoiners". Doch leider könne man da "ziemlich wenig machen", heißt es resigniert.
Stichwort Bitcoins - Das Digitalgeld aus dem Cyperspace
Der Bitcoin ist digitales Geld, das aus der Hackerszene stammt und seit 2009 im Umlauf ist. Der Kurs ist seit Jahresbeginn massiv gestiegen, der Gesamtwert aller existierenden Bitcoins kletterte zuletzt erstmals über eine Milliarde US-Dollar. Bitcons können auf Handelsplattformen im Netz mit "echtem" Geld wie Euro oder Dollar gekauft werden. Als Urheber des Konzepts gilt der Legende nach jemand namens Satoshi Nakamoto - eine Art Phantom. Wer Bitcoins nutzen will, kann sich gratis entsprechende Software herunterladen und ein virtuelles Portemonnaie auf dem Computer oder Smartphone installieren. Experten warnen aber vor Sicherheitslücken: Immer wieder werden Bitcoin-Börsen gehackt und geplündert. Nutzer können Bitcoins auch selbst am Computer erstellen, indem mit hoher Rechnerleistung hochkomplexe mathematische Formeln gelöst werden. Das Verfahren heißt im Fachjargon "Mining" (schürfen). Die Produktion soll aber bei 21 Millionen Bitcoins eingestellt werden. Entstanden sind bisher rund die Hälfte. Diese gezielte Verknappung der Geldmenge ist vom früheren Goldstandard inspiriert und soll vor Inflation schützen.
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