Ist der Zeitpunkt für den Börsenstart günstig?
Das Produkt passt und hat den Imagewandel vom Gesundheitsschuh zum hippen Modeaccessoire erfolgreich bewältigt. Doch das Börsenumfeld ist nicht das beste, wie sich einmal mehr zeigte.
Die spießigen Gesundheitsschlapfen, die nur von Alt-Hippies getragen werden, waren einmal. Heute ist die Produktpalette modern und breit und reicht bis zu den Luxussandalen in Kooperation mit Dior für fast 1.000 Euro.
Doch die miese Konjunktur, die hohe Inflation und kriegerische Auseinandersetzungen in der Welt drücken auf die Börsenstimmung. Als Negativ-Beispiel galt zuletzt der deutsche Panzerzulieferer Renk, der sein Börsendebüt in letzter Minute abgesagt hat.
Und warum geht Birkenstock nicht in Frankfurt an die Börse?
Bis auf den Börsengang von Porsche hatte Frankfurt in letzter Zeit nicht allzu viele erfolgreiche Neuzugänge zu verzeichnen. Der traditionsreiche Finanzplatz am Main ist ein wenig „out of fashion“, um in der Modesprache zu bleiben. Für einen Lifestyle-Konzern wie Birkenstock erscheint New York hingegen so richtig angesagt. Schließlich zählt New York neben Städten wie Paris oder Mailand zu den Modemetropolen der Welt. Entscheidend ist auch die Größe des US-Marktes. So haben sich von der ohnehin überschaubaren Anzahl der Börsengänge in Deutschland seit 2021 sieben Unternehmen für New York entschieden.
Warum sind Börsenbeobachter und Analysten vorsichtig bei Birkenstock?
Das Unternehmen ist profitabel, aber mit mehr als acht Milliarden Dollar sehr hoch bewertet – sprich teuer. Statt der üblichen Euphorie zu Börsenstart ist der Aktie mit dem Börsenkürzel „BIRK“ daher schon am ersten Tag die Luft ausgegangen. Nicht wenige Analysten hatten tatsächlich vom Kauf der Birkenstock-Aktie abgeraten. Das Argument lautete: Die Aktie könnte sich aufgrund ihres hohen Preises ähnlich unterdurchschnittlich entwickeln wie ARM oder Instacart.
Der britische Chipdesigner ARM notiert mit rund 54,6 US-Dollar zwar noch über dem Ausgabepreis von 51 Dollar, aber weit unter den 63,6 Dollar, die schon am ersten Handelstag erreicht worden waren. Und US-Lebensmittellieferant Instacart, der ebenfalls im September an der Wall Street startete, notiert jetzt mit 25,3 Dollar sogar deutlich unter dem Ausgabepreis von 30 Dollar.
Aber auch Schuhhersteller haben es an der Börse nicht gerade leicht, wie die Beispiele von Dr. Martens oder der Schweizer Laufschuh-Marke On zeigen, hinter der Tennisstar Roger Federer steht.
Wo steht Birkenstock jetzt im Vergleich?
In Reaktion auf ARM & Co hatte sich Birkenstock beim Preis der Aktie zu Börsenstart zurückgehalten und ihn auf 46 Dollar festgesetzt – im Mittelfeld der möglichen Spanne von 44 bis 49 Dollar.
Damit wurde das Unternehmen mit rund 8,6 Milliarden Dollar bewertet. Das ist etwas mehr als börsenotierte Schuh-Konkurrenten wie Crocs oder Skechers – aber nichts im Vergleich zu Nike mit 139 Milliarden US-Dollar.
Wem gehört Birkenstock, wer bekommt das Geld?
Eingenommen werden rund 1,5 Milliarden Dollar. Zwei Drittel der Erlöse gehen an den Mehrheitseigentümer, die Beteiligungsfirma „L Catterton“, hinter der der französische Milliardär Bernard Arnault steht. Er ist Eigentümer des Luxuskonzerns LVMH.
L Catterton hat Birkenstock erst vor zwei Jahren übernommen. Damals wurde der Sandalenspezialist nur mit etwas mehr als vier Milliarden Dollar bewertet.
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