Bio-Imker: Süße Geschäfte mit Wald und Wiese

Zwei Imker arbeiten an einem Bienenstock im Freien.
Der Imker Kurt Wilhelm will die Nachfrage nach Bio-Honigprodukten ankurbeln.

Bei Kurt Wilhelm liegt die Liebe zu den Bienen in der Familie. Mit dem Imkern begonnen hatte bereits der Urgroßvater. Nach der Matura entschied sich Wilhelm für das Medizin-Studium. Er beendete es nicht. Stattdessen übernahm er den Imkereibedarf-Laden seines Vaters in der Kaiserstraße im siebenten Wiener Gemeindebezirk.

2006 eröffnete der Imkermeister in der Neubaugasse seine erste „Wald & Wiese“-Filiale. Zwei Jahre später wurde die Niederlassung in der Kaiserstraße ebenfalls zu einer Filiale umgewandelt. Im November des Vorjahres machte der 44-Jährige eine weitere in der Wollzeile auf. Im Sortiment befinden sich rund 300 Bio-Honigprodukte mit bis zu 60 verschiedenen Honigsorten. Wilhelm selbst bezeichnet sich als „Bio-Freak“. „Dadurch kann man sich sicher sein, dass kein Raubbau an der Natur betrieben wird.“ Eine größer werdende Nachfrage nach Bio-Honigprodukten sei bisher kaum bemerkbar: „Aber es ist sicher der Fall, dass sich ein Teil der Bevölkerung mit seiner Ernährung auseinandersetzt, der immer größer wird, denke ich.“

Zehn bis zwölf Mitarbeiter sind bei „Wald & Wiese“ angestellt, der Umsatz liegt im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Und auch unterm Strich bleibt etwas übrig. Wie viel, will der Imker nicht sagen. Wilhelm: „Es ist profitabel, aber reich wird man nicht.“ Ein Ausbau des Filialnetzes sei derzeit nicht angedacht, viel mehr gehe es darum, das Preisniveau zu halten.

Bienensterben

Für einen großen Teil der Vegetation ist die Biene lebenswichtig. 98 Prozent der Bestäubung durch Insekten geschieht durch die Honigbiene. Albert Einstein soll einst den Ausspruch getätigt haben: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“ Diese Einschätzung teilt Kurt Wilhelm: „Die Biene ist das wichtigste Tier überhaupt – ohne sie geht es nicht.“

Die Honigbiene ist allerdings vielfach bedroht, etwa von der aus Indien eingeschleppten Varroamilbe. Dieses Problem habe man inzwischen durch eine spezielle Behandlung im Griff, erklärt Wilhelm. Eine größere Bedrohung scheint vielmehr der Mensch zu sein. Der Einsatz von Pestiziden gefährdet die Population. Dafür zeigt der Imkermeister kein Verständnis: „Es ist ganz klar die größte Dummheit, Pestizide dort einzusetzen, wo man sie nicht braucht – das ist meiner Meinung der Fall.“

Als positiv habe er es empfunden, dass das Thema so breit diskutiert wurde, sagt Kurt Wilhelm. Frustriert zeigt er sich von Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP): „Ich bin enttäuscht, dass er nicht auf die Bienen gesetzt hat. Er hat eine denkbar ungute Figur gemacht.“

Kürzlich bekam Kurt Wilhelm Besuch von Raiffeisen-Kundenberater Ludwig Kremser. Im Rahmen der Aktion „Mittendrin statt nur dabei“ – rund 100 Raiffeisen-Mitarbeiter arbeiten einen Tag lang bei ihren Kunden mit – nahm er ein paar Stunden Einblick bei „Wald & Wiese“. Sein Eindruck: „Ich bewundere die große Liebe, die Leidenschaft zum Job.“

Imkern als Hobby ist beliebt bei den Österreichern, aber wie Kurt Wilhelm zum Beruf machen es nur die wenigstens. 99 Prozent der österreichweit etwa 25.000 Imker sind Nebenerwerbs- und Freizeitimker; ihre Zahl steigt jedes Jahr weiter.

Die durchschnittliche Betriebsproduktion ist mit etwa 200 Kilo Honig pro Jahr klein, als Kollektiv jedoch sind die Hobbyimker unverzichtbar. Mit 84 Prozent aller Bienenvölker unter ihrer Herrschaft sind sie der Kernpfeiler der heimischen Branche.

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