Abkehr vom Nationalgetränk

Mehrere Flaschen polnischer Wodka der Marken Borowa, Wyborowa und Zawisza stehen nebeneinander.
Die Polen trinken lieber Bier als Wodka – jetzt will man den Konsum wieder ankurbeln.

Die Schotten haben ein eigenes Whisky-Museum, der mexikanische Staat vermarktet das Nationalgetränk Tequila und die Franzosen feiern seit Jahrhunderten ihren Champagner.

"Es wird nun Zeit, dass Polen auch seinen Nationaltrunk preist", sagt Andrzej Szumowski, der Präsident der "Polish Vodka Association" diese Woche in Warschau. Der Verband will mit einem Wodka-Museum nachziehen, um so den Fokus wieder auf die Nationalspirituose zu lenken. Dafür wird viel Geld in die Hand genommen: Für das Museumsprojekt ist eine Ausschreibung bis Juli anberaumt, 10 Millionen Euro sind für die Investition vorgesehen. Der Investor ist der französische Alkohol-Konzern Pernord Ricard, der auch die erfolgreichste polnische Wodka-Marke "Wyborowa" besitzt. Wissenswertes zum polnischen Nationalgetränk werden die Interessierten dann frühestens im Jahre 2017 in der alten Wodka-Fabrik "Koneser" im Warschauer Arbeiterviertel Praga erfahren.

Das Backsteingebäude, erbaut im Jahr 1897, ist heute ein alternatives Kulturzentrum und wird gerade teils in schicke Wohn-Lofts für die einkommensstarken Trendsetter umgebaut. Genau diese schicken Trendsetter mit gutem Einkommen will man auch ansprechen. Denn bei den jungen Polen lässt der Konsum der aus Roggen oder Kartoffeln hergestellten Spirituose stark nach. Das Ansinnen, die "600-jährige polnischen Trinkkultur" zu illustrieren, hat somit einen handfesten wirtschaftlichen Hintergrund.

Wodka ist out

Mit sieben Litern Wodka-Verbrauch pro Kopf im Jahr steht das Land weltweit auf Platz vier, Russland führt mit unerreichbaren 13,9 Litern. Doch der Konsum des polnischen Wodkas geht an der Weichsel zurück – immer mehr Bier fließt neuerdings durch polnische Kehlen. Lag der Konsum von Bier nach der Wende noch bei 30 Litern pro Kopf, ist er mittlerweile auf 100 Liter angestiegen. Neben den etablierten Brauereien wie das habsburgische Zywiec, das zu "Heineken International" gehört, boomen derzeit vor allem die Kleinbauern, die sich auf alte Traditionen berufen.

Hinzu kommt: Durch die Erhöhung der Verbrauchssteuer um 15 Prozent kann der Wodka-Konsum in diesem Jahr in Polen um weitere zehn Prozent drastisch zurückgehen, so das Fachportal "Spozywczy". Für Bier wurden dieses Jahr keine Verbrauchssteuern erhöht, was innerhalb der Branche für viel Ärger sorgte.

Ein kupferfarbener Braukessel mit einem Schauglas und einem polierten Metallrohr.
epa03994504 A close-up view of the distillation equipment in the company Z.Kozub and Sons in Jablonka, Warmia-Masuria, Poland, 17 December 2013. Kozub and Sons Distillery is a small, family-run establishment producing mainly vodka, spirits, liqueurs. In the Polish market Kozub and Sons firm occupies the premium segment with an average price product in the range of 25 euros per bottle. EPA/Tomasz Waszczuk POLAND OUT
Polen als weltweit viertgrößter Wodka-Produzent setzt darum noch stärker auf den Export. Dazu setzt man auf internationale Filmprominenzen: Dazu wird dann schon mal Bruce Willis als Werbeträger an die Weichsel gebeten. Auch die Rolling Stones, so will es Szumowski wissen, waren 1966 bei ihrem ersten Konzert so begeistert von dem Getränk, dass sie den Erlös ihres Konzerts in einen ganzen Container mit polnischem Wodka investiert haben sollen.

So hat sich immerhin der Export 2013 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert, von 33,5 auf 40,25 Millionen Liter. Derzeit kommen aber gerade 10 Prozent des produzierten Wodkas in andere Länder, während Frankreich 90 Prozent seines Cognacs und Schottland 90 Prozent seines Whiskys ausführt. Szumanowski fordert darum, dass sich die Regierung, die Diplomatie sowie Kultur-Institute in der Bewerbung des polnischen Wodkas stärker engagieren sollten.

Ein Vorbild für das Wodka-Museum gibt es bereits, es steht in St Petersburg. Doch Vergleiche mit dem russischen "Wässerchen" verträgt man in Polen nicht. Hier sind auch keine russischen Flaschen zu erstehen und es ist nicht ratsam, danach zu fragen. Das war auch schon vor der Krim-Krise so.

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