Summers will nicht in den Fed-Chefsessel

Ein Mann in Anzug und Krawatte spricht am Rednerpult vor dem Hintergrund der London School of Economics.
Obamas Hauptfavorit für die Nachfolge von Ben Bernanke hat seine Kandidatur zurückgezogen.

Der frühere Wirtschaftsberater von US-Präsident Barack Obama, Larry Summers, zieht seine Kandidatur für den Posten des Chefs der Notenbank (Fed) zurück. Obama selbst teilte in einer schriftlichen Erklärung am Sonntag mit, er habe die Entscheidung akzeptiert. Zugleich würdigte er die Verdienste von Summers bei der Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Der 58 Jahre alte Ökonom, der unter dem ehemaligen Präsidenten Bill Clinton Finanzminister war, galt als Obamas Hauptfavorit für die Nachfolge von Fed-Chef Ben Bernanke. Allerdings hatte sich in der Vergangenheit zunehmend starker Widerstand gegen eine Nominierung von Summers gebildet. Bernankes zweite Amtszeit läuft am 31. Jänner aus, und er wird kein drittes Mal antreten.

"Schweren Herzens"

Medienberichten zufolge schrieb Summers am Sonntag in einem Brief an Obama: "Ich bin schweren Herzens zu dem Schluss gekommen, dass ein mögliches Bestätigungsverfahren bitter würde und nicht im Interesse der Federal Reserve, der Regierung oder letztendlich im Interesse der andauernden wirtschaftlichen Erholung der Nation stünde."

Kritiker machten Summers für jene Mängel bei der Banken-Regulierung mitverantwortlich, die zur Finanzkrise beigetragen hätten. Andere lasteten ihm zu große Nähe zum Weißen Haus an. So hatten sich erst kürzlich drei demokratische Mitglieder des Bankenausschusses des Senats gegen ihn ausgesprochen. Dieses Gremium hätte im Bestätigungsverfahren vor einer Abstimmung des Gesamtsenats zunächst grünes Licht für seine Berufung geben müssen.

Zwei Männer in Anzügen unterhalten sich im Freien.
Federal Reserve Chairman Ben Bernanke (R) speaks with Federal Reserve Vice Chairman Donald Kohn at the Jackson Hole Economic Symposium in Grand Teton National Park August 27, 2010. Bernanke said on Friday the economic recovery has softened more than expected and the Fed is ready to take further steps if needed to spur the stumbling economy. REUTERS/Price Chambers (UNITED STATES - Tags: BUSINESS POLITICS)

Yellen und Kohn Favoriten

Als aussichtsreichste Bewerber für den Posten nannten US-Medien am Sonntag die derzeitige Bernanke-Stellvertreterin Janet Yellen und den ehemaligen Fed-Vizechef Donald Kohn (im Bild mit Bernanke). Yellen wurde von Obama selbst im August in einem Atemzug mit Summers als "hoch qualifiziert" für das Amt des Fed-Chefs genannt. Mit einer Ernennung von Kohn wiederum wäre Obama auf der sicheren Seite, da der 70-Jährige in Fachkreisen höchstes Ansehen genießt. Der Fed-Veteran war im Jahr 2010 nach 40 Jahren in der US-Notenbank in Pension gegangen.

Janet Yellen spricht vor einem neutralen Hintergrund.

Es wird erwartet, dass Obama den neuen Fed-Chef bald ernennt. Bernanke war 2006 von Obamas Vorgänger George W. Bush ernannt worden und vier Jahre später von Obama für eine zweite Amtszeit auf seinem Posten bestätigt worden. Damals machte Obama auch Janet Yellen zur Fed-Vizechefin. Sie war einst Wirtschaftsberaterin des demokratischen Präsidenten Bill Clinton (1993-2001). Summers hatte unter Clinton von 1999 bis 2001 das Amt des US-Finanzministers inne.

Bernanke hatte das Amt vom legendären Alan Greenspan übernommen, der die Notenbank fast 20 Jahre führte. Bernanke steuerte die Notenbank durch die schwerste Finanzkrise seit den 30er Jahren und blähte dabei die Bilanz der Fed durch massive Geldspritzen zum Ankurbeln der Konjunktur auf. Die Erholungstendenzen in der Wirtschaft und insbesondere am Arbeitsmarkt lassen der Fed nun voraussichtlich bald Spielraum, die Konjunkturhilfen zurückzufahren.

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