Beruf und Kinder laut Studie schlecht vereinbar

ARCHIV - Kleinkinder einer Krabbelstube bei einem Ausflug am Mainufer, aufgenommen am 07.04.2009. Der hessische Staatsgerichtshof verkündet am Mittwoch (06.06.2012) in Wiesbaden das Urteil im Streit zwischen Land und Städten um die Kosten der Kinderbetreuung. Foto: Frank Rumpenhorst dpa/lhe +++(c) dpa - Bildfunk+++
Punkto Kinderbetreuung herrscht dringender Nachholbedarf. Mehr als jeder Dritte wünscht sich Ganztagesplatz.

Laut einer Studie der Arbeiterkammer herrscht aus Sicht vieler Eltern Nachholbedarf in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung. So wünscht sich jeder Dritte ein ganztägiges Kinderbetreuungsangebot. Der derzeit wahlkämpfende AK-Präsident Rudolf Kaske forderte am Montag u.a. einen Rechtsanspruch auf Elternteilzeit für alle Beschäftigten.

Meist Frauen in Teilzeit

570 Beschäftigte aus der Privatwirtschaft aus ganz Österreich mit zumindest einem Kind unter zwölf Jahren im selben Haushalt wurden für die Studie der L&R Sozialforschung zwischen Juni und Oktober des Vorjahres telefonisch befragt. Mehr als drei Viertel der Befragten aus Paarhaushalten gaben dabei an, dass auch der Partner erwerbstätig ist - am häufigsten (71 Prozent) kommt da das so sogenannte Eineinhalb-Verdiener-Modell vor, wobei in der Regel die Frauen Teilzeit arbeiten, wie Ingrid Moritz von der AK erklärte.

Nachfrage übersteigt Angebot bei weitem

Ein Auseinanderklaffen von Angebot und Nachfrage ergab die Studie bei der Ganztagsbetreuung: Mehr als jeder Dritte (38 Prozent) wünscht sich ein ganztägiges Angebot, aber nur acht Prozent der Befragten haben tatsächlich eine institutionelle Ganztagsbetreuung. Ein Problem sind demnach auch nach wie vor die Ferien: Gut jeder vierte Haushalt musste Urlaubstage zur Überbrückung von Betreuungslücken nehmen, was wiederum für etwa die Hälfte im Betrieb schwierig gewesen sei.

Arbeitszeitreduktion für viele nicht möglich

Die Familienfreundlichkeit der Arbeitszeit wird insgesamt nur von 43% als sehr positiv wahrgenommen. Laut Moritz arbeiten vor allem Männer sehr lange - fast die Hälfte der Vollzeitbeschäftigten leistet regelmäßig Überstunden. Der Großteil der Männer hält eine Arbeitszeitreduktion nicht für möglich, aus finanziellen oder betrieblichen Gründen.

Nicht-klassische Arbeitszeit weit verbreitet

Relativ weit verbreitet sind laut der Studie außerdem nicht-klassische Arbeitszeitlagen, also außerhalb von Montag bis Freitag von 8.00 bis 17.00 Uhr. Allerdings herrsche - abhängig etwa von der Branche oder der Betriebsgröße - durchaus eine gewisse flexible Zeiteinteilung, so Moritz. Informationsdefizite ortet die AK bei der Elternteilzeit, aus der Beratung wisse man auch, dass manche Arbeitgeber hier Schwierigkeiten machen.

Vereinbarkeit ernster nehmen

Ganz untätig sind die Betriebe aber nicht, wie auch die Studie einräumt: Jeder Fünfte gab an, dass es im Unternehmen spezifische Fördermaßnahmen zur Unterstützung der Vereinbarkeit gibt. Die Frage, ob die Vereinbarkeit im Betrieb ernst genommen wird, sei aber nur von 53 Prozent als sehr zufriedenstellend beantwortet worden.

AK fordert Familienfreundlichkeit

Politik und Arbeitgeber seien gefordert, "bessere Rahmenbedingungen" zu schaffen, resümierte Kaske. "Die Betriebe müssen familienfreundlicher werden", insbesondere was die Arbeitszeiten betreffe. Gefordert wurde von Kaske etwa ein Ausbau von Kinderbetreuung und Ganztagsschulen, um Vollzeitarbeit zu ermöglichen - die entsprechende Vereinbarung mit den Ländern müsse nun rasch abgeschlossen und umgesetzt werden. Weiters brauche es einen Rechtsanspruch auf Elternteilzeit auch in Betrieben mit weniger als 21 Arbeitnehmern.

Boni für Papas

Um die Väterbeteiligung zu erhöhen, pochte Kaske einerseits auf die Einführung eines Papa-Monats, andererseits wünscht er sich mehr finanzielle Anreize im Zuge des geplanten Kindergeldkontos. So gebe es in Schweden beispielsweise einen Bonus für jene, die sich die Elternzeit gleichwertig untereinander aufteilen.

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