Andreas Otto wird neuer AUA-Vorstand

Nachfolger von Karsten Benz als AUA-Vorstand wird Andreas Otto, schreiben die Presse und inzwischen auch andere Medien online. Offiziell werde er am Donnerstag vom AUA-Aufsichtsrat bestellt. Otto ist derzeit Vorstand für Produkt und Vertrieb bei der Lufthansa-Fracht (Cargo). Benz geht zur AUA-Mutter Lufthansa zurück und wird "Group Infrastructure Officer".
Otto sei seit 2000 in seiner jetzigen Funktion und damit das dienstälteste Mitglied im Vorstand der Lufthansa Cargo, schreibt die Presse. Neben dem weltweiten Vertrieb und Handling (außer den Hubs Frankfurt und München) verantworte er auch das Produktmanagement sowie den Bereich Global Network. Seine Laufbahn begann Otto dem Bericht zufolge 1994 bei dem Logistik-Dienstleister Rhenus AG in Dortmund. 1999 wurde er dort stellvertretendes Vorstandsmitglied für Marketing und Vertrieb, ehe er im Jahr 2000 in den Vorstand der Lufthansa Cargo berufen wurde.
Karsten Benz (50), der erst Anfang April 2012 von der Lufthansa zur AUA gewechselt war und damals Andreas Bierwirth ersetzt hatte, geht mit 1. Oktober zur Muttergesellschaft zurück. Er übernehme den neu geschaffenen Posten eines "Group Infrastructure Officer", wie die AUA Ende August mitteilte.
Die Stimmung in der gläsernen AUA-Zentrale am Wiener Flughafen ist wieder einmal am Nullpunkt. Chef Jaan Albrecht hat zu riskant gepokert und muss mit hoher Wahrscheinlichkeit am Donnerstag eine teure Niederlage einstecken. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) dürfte verkünden, dass der 2012 vom Vorstand gekündigte AUA-Kollektivvertrag für die Piloten und Flugbegleiter nachwirkt. Solange, bis es einen neuen gibt. Über ein neues Lohnsystem streiten der "Rambo aus Mexiko", wie Albrecht in Belegschaftskreisen gerne genannt wird, und der Bord-Betriebsrat allerdings schon seit zwei Jahren. Ohne sich auch nur eine Flugmeile angenähert zu haben.
Die Entscheidung kann für die AUA, die gerade einmal hauchdünne Gewinne einfliegt, fatale Konsequenzen haben. Den ehrenwerten Höchstrichtern sind die ökonomischen Auswirkungen ihrer Sprüche allerdings herzlich egal. Für sie zählt das Arbeitsrecht.
Der Lufthansa-Tochter drohen Nachzahlungen und Rückstellungen (für Leistungspensionen, Abfertigungen und Jubiläumsgelder) von mehr als 100 Millionen Euro. Sowie künftig wieder wesentlich höhere Personalkosten. Derzeit werden werden die rund 1000 Piloten und 2000 Flugbegleiter nach Unternehmensrichtlinien bezahlt, die das Unternehmen deutlich billiger kommen als der alte Kollektivvertrag. 600 Klagen aus der Belegschaft sind anhängig.

Insider argwöhnen, dass Lufthansa-Boss Carsten Spohr die AUA zum Billigflieger degradieren könnte. Unter dem Arbeitstitel "Wings" präsentierte Spohr Anfang Juli ein Konzept, das die Piloten schockte. Unterhalb des kostengünstigen Ablegers Germanwings will Spohr auf Basis der Tochterfirma Eurowings einen noch billigeren Anbieter formen (siehe Artikel unten). Auch für die Langstrecke. Um endlich den Low-Cost-Carriern und der erdrückenden Konkurrenz der Überflieger vom Golf entgegen zu halten. Im "Wings"-Konzept werden ausdrücklich Boeing 767 erwähnt – die einzige Konzern-Airline mit diesem Flugzeugtyp ist die AUA.
"Ich glaube eher nicht, dass die Lufthansa aus der AUA eine Billigmarke wie etwa Austrian Wings macht. Dafür ist die AUA als Qualitätsmarke zu stark. Aber was weiß man. Um sie zuzudrehen, ist die AUA jedenfalls zu groß. Aber mit einer heftigen Redimensionierung ist schon zu rechnen", meint der deutsche Luftfahrtanalyst Jürgen Pieper. Das hieße wieder ein Sparpaket, wieder den Abbau von Mitarbeitern, wieder die Einstellung von Strecken. Falls die 767-Maschinen tatsächlich zum neuen Billig-Carrier wandern, würden die Bord-Crews nicht mehr in Wien, sondern in Destinationen wie Bangkok oder Peking angestellt. Eine stark gerupfte AUA wäre auch Gift für den Standort Österreich. Weniger Geschäft für den Flughafen Wien und alle mit der Luftfahrt verbundenen Unternehmen, Verlust von Arbeitsplätzen, ein unattraktiveres Angebot vor allem für die lukrativen Business-Passagiere.
Die Verantwortung alleine den Piloten zuzuschieben, ist freilich zu billig. Die AUA fliegt seit zwei Jahren mit den niedrigsten Piloten-Gagen im Konzern und ist trotzdem nicht nachhaltig saniert. Vertriebs-Vorstand Karsten Benz, der sich mit 1. Oktober wieder zur Mutter nach Frankfurt vertschüsst, konnte die Erträge nicht so in die Höhe bringen wie die Lufthansa erwartete. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine trifft die stark auf Osteuropa fokussierte Airline besonders empfindlich.
Auch im Management läuft’s nicht rund. Querelen zwischen AUA-Mitarbeitern und den Kollegen der Tochter Tyrolean erschweren die Zusammenarbeit nach wie vor. Dass auch heuer wieder etliche Flüge ausfielen, hat nichts mit häufigeren Krankenständen im Cockpit zu tun. Sondern mit zu knapper Personalkalkulation. Für die 767 etwa fehlen zwei Kapitäne und zwei Co-Piloten.
Bordbetriebsratschef Karl Minhard sollte mit einer Klage des Unternehmens offenbar eingeschüchtert werden. Nicht gerade förderlich für das Gesprächsklima. Minhard werden falsche Angaben in der Öffentlichkeit über Gehaltserhöhungen des Managements vorgeworfen, das Verfahren liegt auf Eis.
Dass der ehemalige AUA-Aufsichtsratschef und Lufthansa-Personalvorstand Stefan Lauer, unter dem der Kollektivvertrag gekündigt wurde, bei seinem Abgang stolze 6,5 Millionen Pensionsabfindung kassierte, animiert die fliegende Belegschaft nicht gerade dazu, freiwillig auf alte Ansprüche zu verzichten. Irgendwie auch verständlich.
Kommentare