B&C-Industrieholding wehrt sich gegen Übernahmeversuch

Investor Michael Tojner ist bei B&C nicht willkommen.
Aufregung um Österreichs größte Industriebeteiligungs-Gesellschaft B&C Holding. Die Mehrheitseigentümer der börsenotierten Industrie-Unternehmen Semperit, Lenzing und AMAG fürchten eine „feindliche Übernahme“ durch den Investor Michael Tojner und die Bank-Austria-Mutter UniCredit. Ein vom Standard am Wochenende unter Berufung auf Bankkreise kolportierter Übernahmeplan wurde am Wochenende von der B&C-Privatstiftung bestätigt: „Ja, es gibt diese Versuche von UniCredit und Herrn Tojner. Wir werden alles daran setzen, eine Aushöhlung unserer Betriebe sowie einen Abzug substanzieller Mittel aus der B&C-Gruppe zu verhindern“, teilte Stiftungsvorstand Wolfgang Hofer in einer Aussendung mit. „Unser Weg war nie jener des schnellen und kurzfristigen Geldes. Wir stehen voll zu unserem Auftrag und unseren Unternehmen und werden diesen Weg entschlossen weiter gehen.“
Der Coup
Tojner soll der UniCredit 100 Mio. Euro bieten, damit sie ihm ihre Rechte als Begünstigte und Letztbegünstigte der Stiftung überlässt. Weitere 150 Mio. Euro soll er für einen Umbesetzung des Stiftungsvorstandes zu seinen Gunsten geboten haben. Die UniCredit soll weiters 50 Prozent der jährlichen Dividenden aus den Industriebetrieben erhalten– so lange bis eine Mrd. Euro erreicht ist.
Tojner selbst hielt sich gegenüber dem Standard bedeckt: „Wir schauen uns tausend Sachen an. Es kann sein, dass wir uns auch die B&C angesehen haben“. Die UniCredit wollte keine Stellungnahme abgeben. Laut B&C Stiftung habe die UniCredit seit 2008 keinerlei Rechte mehr und damit auch keinen Einfluss auf die B&C-Strategie. Die B&C habe damals die Bank mit 1,2 Mrd. Euro ausbezahlt, diese habe im Gegenzug auf alle ihre Rechte verzichtet. „Was nun versucht wird, ist, diese bereits abgelösten Rechte ein zweites Mal zu verwerten“, heißt es in der Stellungnahme.
Warnung vor "Glücksritter"
Die Gewerkschaften sind ob der 5000 betroffenen heimischen Arbeitsplätze bei Semperit, Lenzing und AMAG alarmiert. „Industrielle Leitbetriebe und ihre Beschäftigten dürfen nicht zum Spielball kurzfristiger Interessen von Glücksrittern werden, denen die Enwicklung von Wertschöpfung in Österreich kein primäres Anliegen ist“, warnen sie.
Die B&C-Stiftung war im Jahr 2000 von der Bank Austria gegründet worden und hält laut Eigenangaben derzeit 50 Prozent plus zwei Aktien an der Lenzing AG, 54,2 Prozent an der Semperit AG und der 52,7 Prozent an der AMAG Austria Metall AG. 2017 erwirtschafteten diese börsenotierten Unternehmen einen konsolidierten Umsatz von 4,2 Mrd. Euro und beschäftigten in Österreich rund 5.000, weltweit rund 15.000 Mitarbeiter. Darüber hinaus hält die B&C eine Minderheitsbeteiligung an der VAMED AG in der Höhe von 10 Prozent.
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