Kulterer: Zustand der Hypo war eine Katastrophe
Kurz vor seinem Gang ins Gefängnis hat Wolfgang Kulterer die ehemaligen Vorstände der BayernLB kräftig belastet. Als Zeuge im Münchner Strafprozess brachte der frühere Hypo-Chef vor allem Werner Schmidt unter Druck. Der Ex-BayernLB-Chef habe gewusst, dass die Hypo Alpe Adria vor der Übernahme durch die BayernLB in einem verheerenden Zustand war, sagte Kulterer. Die Eigenmittel der Bank seien lächerlich gewesen, die Probleme schon im Jahr 2006 riesig. Kulterer: "Gelinde gesagt eine Katastrophe.“
Schmidt habe damals auch erst mal keinerlei Interesse an der Kärntner Hypo gezeigt. "Die HGAA ist uns zu schlecht", soll der BayernLB-Chef bei einem Treffen gesagt haben. Als dann aber die Übernahme einer anderen Bank scheiterte, griff die Landesbank trotzdem zu und kaufte 2007 die Mehrheit an der Hypo für rund 1,6 Milliarden Euro. Die Übernahme endete in einem Desaster für die Landesbank und die Steuerzahler in Bayern und brachte Schmidt sowie fünf weitere Ex-Vorstände wegen Untreue vor Gericht. Alle haben die Vorwürfe zurückgewiesen. Schmidts Anwalt Klaus Volk bewertete Kulterers Zeugenaussage vor dem Hintergrund früherer Äußerungen skeptisch: "Es sind nicht alle seine Aussagen gleich verlässlich.“
Kulterer gilt als Schlüsselfigur im Hypo-Skandal, wegen verschiedener Delikte bei der Kärntner Bank war er in Österreich zu mehr als fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. "Die Haft werde ich in Kürze antreten", sagte er den Richtern in München.
Der frühere Bankier - vor Gericht gab er als aktuellen Beruf Landwirt an - war bis zum Herbst 2006 Chef der Hypo Alpe Adria und danach deren Aufsichtsratschef. In dieser Funktion war er an mehreren Gesprächen mit der BayernLB beteiligt, an die er sich teilweise in allen Einzelheiten erinnern konnte. "Das war ein langer Abend mit viel Schnaps", erzählte er den Richtern über ein Treffen in Österreich, bei dem auch der verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider dabei war.
"Haider war mit 99 Prozent der Kärntner per du."
Haider soll BayernLB-Chef Schmidt damals gedrängt haben, eine Millionensumme für das Fußballstadion in Kärnten zu zahlen. "Er sah für sich eine Möglichkeit, ordentlich etwas für seinen Fußball zu bekommen", sagte Kulterer. Die Staatsanwaltschaft wirft Schmidt und drei weiteren Angeklagten Bestechung von Haider vor. Kulterer selbst sah Haiders Fußballpläne nach eigenen Worten als "hellen Wahnsinn" an und verweigerte ihm Kredite. "Das war für mich ein No Go." Dass er mit Haider per du war, habe nichts zu bedeuten gehabt. "Haider war mit 99 Prozent der Kärntner per du."
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