Bauern gehen auf die Straße: "Kriegen immer weniger"

Karl Fladl mit seiner Familie: "Die Preisschere ist groß".
Demo in Graz und den Bezirksstädten gegen zu niedrige Marktpreise. Grüne kritisieren zeitliche Nähe zur Kammerwahl.

1500 Landwirte dürften allein in Graz aufmarschieren. "Es geht um faire Preise, um die Situation für die Betriebe", begründet Franz Titschenbacher, Präsident der steirischen Landwirtschaftskammer. "Die halten die Marktpreise kaum noch aus."

So habe ein Landwirt im Vorjahr für einen Liter Milch im konventionellen Bereich rund 42 Cent erhalten, heuer seien es nur noch 31 bis 32 Cent. "Da ist es Zeit für ein Signal und die Grundsatzfrage, wollen wir die kleinbäuerlich geprägte Landwirtschaft überhaupt noch?"

Demonstriert wird auch in den steirischen Bezirkshauptstädten. Die Grünen unterstützen zwar die Botschaft, ätzen aber ob des Zeitpunktes, denn im Jänner sind Landwirtschaftskammer-Wahlen. "Das jetzige Trommelfeuer für kleinbäuerliche Strukturen kommt zu spät", kritisiert Klubchef Lambert Schönleitner. Titschenbacher kontert, die Wahlen hätten mit der Demo nichts zu tun. "Keinen Bauern reizt es, auf die Straße zu gehen."

Die Kosten wachsen

Die Landwirte wollen "Konsumenten und Handel" aufrütteln, schildert Karl Fladl, Milchbauer aus Thurnau. "Vor zwölf Jahren hab’ ich den Betrieb übernommen. Ich seh’ schon in dem kurzen Zeitraum, wie groß die Preisschere geworden ist." Maschinen und Treibstoff kosteten ihn jedes Jahr fünf Prozent mehr, "aber wir kriegen für unsere Produkte immer weniger".

44 bis 46 Cent erhält der 34-Jährige pro Liter Biomilch. "Wenn wir solche Preissteigerungen hätten wie bei den Produktionskosten, wäre alles kein Problem." Helmut Rumpf aus Neudorf sieht das ähnlich. 70 Zuchtsauen und 400 Mastplätze hat der Landwirt in seinem Betrieb. "Damit gelten wir als durchschnittlicher Betrieb, aber langfristig sind wir klein. In den Niederlanden gibt’s Betriebe mit 7500 Mastplätzen."

Für heuer hat sich der 47-Jährige bereits ausgerechnet: "Mir gehen 42.000 Euro ab im Betrieb. Mit dem Geld würd’ ich aber nicht nach Mallorca fahren, sondern investieren", sagt er. "Die Landwirtschaft ist ein Nullsummenspiel geworden." Von der Politik erwarte er sich bessere Rahmenbedingungen. "Ich hab’ vier Jahre gebraucht, um 200 Mastplätze errichten zu dürfen. Ohne Anwältin wär’ das gar nicht gegangen."

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