Banken fahren Firmenkredite stark zurück
Die Banken in der Eurozone haben ihre Firmenkredite so stark zurückgefahren wie noch nie. Trotz der rekordniedrigen Zinsen sackten die Darlehen im November um 3,9 Prozent zum Vorjahresmonat ab, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Freitag mitteilte. "Es geht immer weiter runter, das ist eine bedenkliche Entwicklung", sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Er geht zwar nicht davon aus, dass die EZB kommende Woche am Leitzins dreht. In den nächsten Monaten dürften die Währungshüter ihre Geldpolitik aber weiter lockern, um der Wirtschaft in der Eurozone auf die Sprünge zu helfen.
Insgesamt schrumpfte die Kreditvergabe um 2,3 (Oktober: 2,2) Prozent zum Vorjahresmonat, so die EZB. Analysten hatten nur ein Minus von 2,1 Prozent vorausgesagt. Das Wachstum der für die Zinspolitik der EZB wichtigen Geldmenge M3 lag bei 1,5 (1,4) Prozent. Im gleitenden Dreimonatsdurchschnitt (September bis November) erhöhte sich M3 um 1,7 (1,9) Prozent. M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit. Eine stark wachsende Geldmenge signalisiert eine potenzielle Inflationsgefahr.
"Die EZB wird weiter auf ihre Artillerie verweisen"
Die EZB hatte im November den Leitzins überraschend auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt. Im Dezember kündigte EZB-Präsident Mario Draghi an, die Zentralbank sei zu weiterem Handeln bereit und verfüge über ein schlagkräftiges Arsenal an Möglichkeiten. Ähnlich dürften sich die Währungshüter am Donnerstag nach ihrer Zinssitzung äußern, schätzt Krüger: "Die EZB wird weiter auf ihre Artillerie verweisen." Denn die Euroländer kämpften sich nur mühsam aus der Rezession heraus. Die EZB hat zuletzt wiederholt betont, dass sie notfalls die Banken zur Kreditvergabe ermuntern könnte, indem sie eine Art Strafzins für das Parken von Geld erhebt.
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