Bank Austria: Heimische Inflation ist hausgemacht

Eine Hand legt eine 1-Euro-Münze in ein braunes Portemonnaie.
Die Teuerung in Österreich ist seit 2007 um ein Drittel höher als in Deutschland.

Österreichs Inflationsrate war im Dezember erstmals die höchste in der Eurozone und ist auch deutlich höher als in Deutschland. Die Gründe dafür sind laut Bank Austria vor allem hausgemacht: Ein erheblicher Teil des, verglichen mit Deutschland, höheren Preisauftriebs sei auf eine stärkere Anhebung "administrierter", von der öffentlichen Hand beeinflusster, Preise zurückzuführen. Der Trend hält an.

Höchste Inflation im gesamten Euroraum

Mit einer Dezember-Inflationsrate von 2,0 Prozent - gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI - weise Österreich erstmals seit Beginn dieser Index-Berechnung Mitte der 1990er Jahre die höchste Teuerung aller Mitgliedsländer des Euroraums auf, so Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer am Freitag. Durch die unterschiedliche Konjunktur ist dies für die Bankvolkswirte nur teilweise erklärbar, denn auch im Vergleich mit Ländern mit einer ähnlichen Wirtschaftsentwicklung sei die österreichische Inflation deutlich höher.

Seit 2007 sei der Preisanstieg in Österreich mit insgesamt 15,8 Prozent um rund ein Drittel höher als in Deutschland (11,6 Prozent). Im Jahr 2013 war die österreichische Inflationsrate um 0,5 Prozentpunkte höher als die deutsche. Einen besonders hohen Anteil daran hätten die Warengruppen Hotels und Restaurants, Bekleidung und Schuhe, Hausrat und Hausinstandhaltung sowie Gesundheit. Auch heuer werde die Teuerung - bei einer insgesamt weiterhin niedrigen Inflation von möglicherweise unter zwei Prozent - "spürbar über jener in Deutschland liegen", so Bruckbauer.

Die mit März wirksamen Steuer- und Gebührenerhöhungen könnten den Inflationsaufschlag von bisher geschätzten 0,3 Prozentpunkten vergrößern. "Die Maßnahmen werden den Preisauftrieb 2014 um rund einen Viertel Prozentpunkt zusätzlich erhöhen."

Administrierte Preise deutlich angehoben

"Die Preise für Sachgüter und Dienstleistungen, die entweder vollständig oder zum überwiegenden Teil von der öffentlichen Hand beeinflusst werden, stiegen innerhalb der vergangenen sechs Jahre in Österreich um 15,8 Prozent, davon allein über 3 Prozent im Jahr 2013", so die Bank Austria. In Deutschland sei der Anstieg mit sieben Prozent nicht einmal halb so hoch gewesen. Der HVPI zu konstanten Steuerersätzen sei in Österreich seit 2007 um 15,2 Prozent und damit geringer gestiegen als der Gesamtindex (15,8 Prozent). Ein Teil der Teuerung sei also auch auf Steuererhöhungen zurückzuführen. "Die Anhebung administrierter Preise, wie diverse Abgaben und Gebühren, sowie auch Steuererhöhungen haben in den vergangenen sechs Jahren Preisdruck nach oben erzeugt. Strukturelle Besonderheiten in Österreich, wie zum Beispiel demographische Trends, sowie geringer Wettbewerb in einigen Branchen haben den Preisauftrieb quer über alle Wirtschaftsbereiche weitergetragen. Die vergleichsweise hohe Inflation in Österreich ist somit nicht importiert, sondern hausgemacht", so Bruckbauer.

Wohnen spürbar teurer geworden

Es seien nicht die oft diskutierten Nahrungsmittelpreise und auch nicht die Wohnkosten insgesamt oder die Treibstoffe, die für den höheren Preisauftrieb verantwortlich seien, so die Bank Austria. Die Nahrungsmittelpreise seien im Vorjahr in Österreich um 3,8 Prozent gestiegen, in Deutschland um 4,2 Prozent. Wohnen sei in Österreich mit einer überdurchschnittlichen Erhöhung von 2,7 Prozent spürbar teuer geworden. In Deutschland habe der Anstieg in der Warengruppe Wohnen, Wasser und Haushaltsenergie 2,5 Prozent betragen. In Österreich stehe dem starken Anstieg der Wohnungsmieten ein unterdurchschnittlicher Anstieg bei der Haushaltsenergie gegenüber. Der inflationsdämpfende Effekt der Treibstoffpreise sei in Österreich sogar stärker als in Deutschland gewesen.

Langfristig könnten sich die Unterschiede auch als "Bumerang" für die Wettbewerbsfähigkeit erweisen. In Österreich seien die nominellen Lohnstückkosten seit 2007 um rund 16 Prozent gestiegen, in Deutschland nur um 13,8 Prozent.

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