Balten nabeln sich von russischem Gasnetz ab

Mit Hilfe von Polen und der EU wollen die baltischen Staaten ihre Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland beenden. In Brüssel vereinbarten Polen, Estland, Lettland und Litauen am Donnerstag den Bau der ersten Gaspipeline aus dem übrigen EU-Gebiet in die Mitgliedstaaten des Baltikums.
Juncker: "Damit wird die Energie-Isolation des Baltikums beendet"
Damit werde "Geschichte geschrieben" und "die Energie-Isolation des Baltikums beendet", sagte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Polens Ministerpräsidentin Ewa Kopacz sagte, mit der Leitung werde die Verhandlungsposition der Europäer "gegenüber dem dominanten Gasversorger" Russland gestärkt.
Gazprom umgehen
Russland ist der größte Erdgas-Lieferant der EU. Die baltischen Staaten und Finnland sind praktisch zu 100 Prozent vom russischen Gazprom-Konzern abhängig. Der russischen Regierung wird immer wieder vorgeworfen, die Stellung als großer Gaslieferant als politisches Druckmittel einzusetzen. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts wuchs gerade in den baltischen Staaten die Sorge vor Destabilisierungsversuchen aus Moskau.
Die 534 Kilometer lange Gaspipeline zwischen Polen und Litauen soll bis Dezember 2019 gebaut werden. Die Gesamtkosten für das Projekt werden mit 558 Mio. Euro angegeben, die EU stellt davon rund 300 Mio. Euro zur Verfügung. In Richtung Litauen liegt die Kapazität bei 2,4 Milliarden Kubikmetern pro Jahr, in die Gegenrichtung bei einer Milliarde Kubikmetern. Mittelfristig soll auch das EU-Land Finnland profitieren. Auch dorthin kann aus der restlichen EU über die Pipeline Gas geliefert werden, wenn eine geplante Leitungsverbindung nach Estland fertiggestellt ist.
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