Bahnstreik: 100 Millionen Euro sind abgefahren

Die Deutsche Bahn beziffert die Kosten des längsten Streiks in ihrer Geschichte auf mindestens 100 Millionen Euro. Zwar rechne der Staatskonzern bei einem Streiktag mit bis zu zehn Millionen Euro, die Summe pro Tag erhöhe sich jedoch bei längeren Ausständen, sagte Finanzvorstand Richard Lutz.
Er gehe daher davon aus, dass die Streikwoche die Bahn voraussichtlich einen dreistelligen Millionenbetrag koste. Ähnlich argumentiert auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) für die Wirtschaft insgesamt. Er rechnet mit Kosten von einer halben Milliarde Euro, die auch das Wirtschaftswachstum vorübergehend dämpfen würden. Die Lokführer-Gewerkschaft GDL hatte im Güterverkehr von vergangenem Montag an und im Personenverkehr von Dienstag bis Sonntag gestreikt.
Während der Personenverkehr am Montagvormittag bis auf wenige Ausnahmen in Thüringen und Sachsen-Anhalt wieder fahrplanmäßig lief, wird sich der Rückstau im Schienengüterverkehr nach Bahn-Angaben erst Mitte der Woche auflösen. Befürchtete Produktionsausfälle traten offenbar nicht ein, auch weil zeitkritische Transporte bevorzugt gefahren wurden. Insgesamt seien auch rund zwei Drittel der Güterzüge gefahren und damit mehr als im Personenverkehr.
"So sehr der Streik auch an den Nerven der Bahnkunden gezerrt hat, eine Gefahr für die Konjunktur ist er zum Glück momentan nicht."

Die Stahlbranche als größter Bahn-Kunde äußerte sich ähnlich: Einzelne Transporte seien über die Straße abgewickelt worden, Produktionsausfälle habe es nicht gegeben, erklärten Unternehmen wie ThyssenKrupp oder Salzgitter.
Ökonomen zufolge könnte der Streik das Wirtschaftswachstum im laufenden zweiten Quartal um 0,1 Prozentpunkte drücken. "So sehr der Streik auch an den Nerven der Bahnkunden gezerrt hat, eine Gefahr für die Konjunktur ist er zum Glück momentan nicht", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Die Unternehmen setzten alles daran, liegen gebliebene Aufträge schnell abzuarbeiten. "Das dürfte in vielen Fällen klappen, auch wenn es Geld kostet, zum Beispiel als Überstundenzuschläge", sagte Schweitzer.
Einigung nicht in Sicht
Der Streikaufruf war nach Angaben der GDL von wesentlich mehr Beschäftigten befolgt worden als bei den früheren Arbeitskämpfen. Eine Einigung ist nach wie vor nicht in Sicht. Kern des Konflikts ist es, dass die GDL nicht nur für die Lokführer, sondern auch für ihre Mitglieder beim Zugpersonal oder Rangierführern Verträge schließen will. Damit konkurriert sie aber mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Die Bahn lehnt unterschiedliche Abschlüsse für die gleiche Beschäftigtengruppe ab.
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