
© Christandl Jürg
BA-Chef Cernko: Heimisches AAA in 3 bis 6 Jahren
Der Bank Austria Chef über Österreichs AAA, das Sparpaket und eine mögliche Pleite der Griechen.
02/16/2012, 12:54 PM
Willibald Cernko, Chef der Bank Austria, geht davon aus, dass es noch ein weiter Weg sein wird, bis Österreich sein Triple-A-Rating zurück hat. Das werde noch Jahre dauern, sagte Cernko am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Vielleicht würden es drei bis sechs Jahre, bis die Republik wieder mit AAA bewertet wird.
Griechenland
Anders als Erste-Chef Andreas Treichl hält der Bank Austria-Chef einen Euro-Austritt Griechenlands nicht für realistisch. "Europa wird sich das dreimal gut überlegen, jemanden austreten zu lassen." Das würde das ganze Projekt Europa in Frage stellen. Europa könne es sich nicht leisten, Griechenland in eine unkontrollierte Insolvenz schlittern zu lassen. Dies wäre ein Armutszeugnis.
Das Problem Griechenlands werde freilich nicht in einer Generation zu lösen sein, vermutet er. Es reiche dabei auch nicht, aus den Griechen das letzte Sparpotenzial herauszupressen. "Wir sehen zu wenig Wachstumsimpulse." Wie eine "kontrollierte" Pleite vonstattengehen könnte, weiß Cernko auch nicht. Als die Probleme mit Griechenland begannen, hätte wohl ein zweistelliger Milliardenbetrag gereicht, "und man würde heute das Thema Griechenland nicht mehr diskutieren müssen." Nun sei man so weit, dass "eine Dramaturgie durchlaufen werden muss, wo am Ende fast eine Katastrophe steht." Europa muss sich laut Cernko fragen, ob in solchen Krisen das Einstimmigkeitsprinzip aufrechterhalten bleiben kann.
Auf ihren Bestand an Griechenland-Anleihen hat die Bank Austria mit der zu Jahresende fällig gewordenen neuerlichen Abwertung um 100 Mio. Euro im Jahr 2011 in Summe 400 Mio. Euro abgeschrieben, berichtete Cernko am Donnerstag.
Um das Rating der Bank Austria, der Österreich-Tochter der italienischen UniCredit, macht sich Cernko aktuell keine Sorgen - selbst wenn die Agentur Moody`s heute 114 europäischen Banken eine Überprüfung und damit schlechtere Noten angedroht hat. Standard & Poor`s habe das Rating der Bank Austria vorigen Freitag belassen, während die Mailänder Mutter UniCredit in Italien zurückgestuft wurde. Cernko macht dafür die gute Kapital- und Liquiditätsausstattung der Bank Austria verantwortlich, aber auch das im Vergleich zu Italien viel bessere Staatsrating.
Sparpaket
Das neue Sparpaket der österreichischen Regierung wertet Cernko bloß als ersten Schritt in die richtige Richtung. Doch würden Strukturreformen fehlen. Auch seien viele Positionen mit Fragezeichen drin, etwa was die Finanztransaktionssteuer und die Abgeltungssteuer auf Vermögen in der Schweiz betrifft. Es reiche auch nicht, einige Großbaustellen zurückzunehmen. "Es fehlen die großen Wachstumsimpulse. Da muss noch einiges nachkommen." Man habe da 27 Milliarden Euro an Maßnahmen addiert. "Netto sieht die Welt schon ganz anders aus."
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