Die Autozulassungen steigen - in Österreich dominiert ein Hersteller
Porsche Holding Salzburg Geschäftsführer Hans Peter Schützinger
„Es ändert nichts“, ist die nüchterne Antwort von Hans Peter Schützinger, Geschäftsführer der Porsche Holding Salzburg, auf die Frage, was das 10-Prozent-Aus vom Verbrenner-Aus für den Konzern bedeute. Gesamtausrichtung und Strategie blieben gleich: „Wir pushen die Elektromobilität, Verbrenner-Verschiebung hin oder her“, führt er aus. Die Branche wünsche sich mehr Flexibilität, jedoch gebe es die mit der gestern beschlossenen neuen Regelung nicht. Zudem sei der kleine Spielraum, den man geschaffen habe, mit großen Auflagen belegt.
Kleines Aus vom Aus
Was war gestern passiert? Das für 2035 geplante Aus für neue Autos mit Verbrennungsmotoren wurde von der EU abgeschwächt: Ersetzt wird die bisher vorgesehene 100-prozentige Reduktion des Ausstoßes von Kohlendioxid durch eine 90-prozentige. Das bezieht sich auf die gesamte Flotte eines Herstellers. Heißt: Auch reine Verbrennungsmotoren sind nach 2035 weiterhin möglich, sie müssen aber sparsam sein, um die CO2-Flottenziele für die Hersteller erreichbar zu machen. Denn: 90 Prozent der Autos dürfen kein CO2 ausstoßen, müssen also vollelektrisch sein. Und die zehn Prozent Treibhausgase aus dem Auspuff kommen mit Auflagen: Der für den Bau des Autos verwendete Stahl muss „grün“ sein (siehe unten), oder die Treibstoffe stammen aus biologischen Materialien.
Definition: Stahl, der CO₂-arm oder CO₂-neutral produziert wird, indem fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff ersetzt werden.
Voestalpine: Noch beträgt der Anteil an grünem Stahl am Weltmarkt nur rund ein Prozent. Ab 2027 nimmt die voestalpine in einem ersten Schritt in Linz und Donawitz je einen Elektrolichtbogenofen in Betrieb. Bis 2029 können dadurch bis zu 30 % der -Emissionen gegenüber 2019 eingespart werden. Dies entspricht fast fünf Prozent der jährlichen CO2-Emissionen Österreichs.
Bilanz 2025
Es sind komplexe Materien und sehr schwierige Rahmenbedingungen, die die Autobranche aktuell vorfindet. „Wir waren skeptisch für das Jahr, aber es war positiver als gedacht“, resümiert Hans Peter Schützinger. Trotz des Gegenwinds verzeichne der Fahrzeugmarkt 2025 insgesamt ein Plus von etwa 13 Prozent, „wir werden uns in Österreich bei etwa 283.000 Neufahrzeugen einpendeln“, so Schützinger. Die Marken der Porsche Holding Salzburg „haben in Österreich mit fast 40 Prozent Marktanteil ein Allzeithoch, das sind rund 106.600 Fahrzeuge (+16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).“ Sieben Modelle unter den ersten zehn kommen aus dem VW-Konzern, mit dem Skoda Octavia, dem VW Golf und dem Seat Ibiza sichert man sich die ersten drei Plätze. An 4. Stelle: der BMW X1.
Noch nie sind in Österreich so viele reine Elektrofahrzeuge neu zum Verkehr zugelassen worden wie in den ersten elf Monaten des heurigen Jahres. 56.030 E-Fahrzeuge markieren 21,3 Prozent des Gesamtmarkts, ein Plus von mehr als 38 Prozent im Vorjahresvergleich. Auch der Anteil von Plug-in-Hybriden ist um 66,5 Prozent auf 26.044 Fahrzeuge angestiegen (9,9 Prozent Marktanteil). Schützinger betont: 70 Prozent aller neu zugelassenen Elektrofahrzeuge in Europa seien von europäischen Marken.
Aus der Branche kommen sehr gemischte Signale zur Lockerung des Verbrenner-Aus: Christian Pesau und Günter Kerle vom Arbeitskreis der Autoimporteure begrüßen die zusätzliche Flexibilität, sehen ein „kleines Türchen“ für Anpassungen, betonen aber zugleich, dass der Druck zu emissionsarmen Flotten nach wie vor hoch bleibe.
Stellantis kritisiert den Vorschlag als unzureichend, da er Industrieprobleme nicht löse, keinen klaren lokalen Anteil definiere und bezahlbare Autos für Kunden gefährde. Auch Volvo kritisiert den Kurswechsel und warnt vor deutlichen Verzögerungen beim Übergang zu emissionsfreien Antrieben.
Mobilitätsminister Peter Hanke (SPÖ) betont die Notwendigkeit klarer Rahmenbedingungen und stabiler Planungssicherheit, um den Übergang zur E-Mobilität nicht zu bremsen.
Kritik zur Lockerung des Verbrenner-Aus kommt von den Grünen, die das Aufweichen der Ziele als Rückschritt für Klimaschutz und Mobilitätswende sehen und warnen, dass Europa als Industriestandort leiden werde. Der Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ) warnt, dass die Abschwächung der 2035-Zielsetzung die Marktverunsicherung und Risiken für den Ausbau der E-Mobilität erhöhen könnte.FE
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