Automobil-Großehe: Der Peugeot-Löwe mit dem Fiat-Ragazzo

John Elkann, Carlos Tavares (r.)
Die Automanager Carlos Tavares und John Elkann müssen sich die Führung des fusionierten Konzerns künftig teilen.

Zwei eingefleischte Automanager wollen die Opel-Mutter PSA und den US-italienischen Konzern Fiat Chrysler auf eine gemeinsame Erfolgsspur bringen: Der 61-jährige PSA-Chef Carlos Tavares und der 43-jährige Fiat-Erbe John Elkann sollen das fusionierte Unternehmen leiten, wie beide Hersteller am Mittwoch mitteilten.

Die Aufgaben werden geteilt: Tavares wird Konzernchef, Elkann Chef des Verwaltungsrats.

Der "Löwe" Tavares

Er hat die PSA-Gruppe um Peugeot und Citroën wieder flott gemacht und dem Löwen - so das Logo von Peugeot - die deutsche Traditionsmarke Opel einverleibt: Der 61 Jahre alte Portugiese Carlos Tavares hat sich als Chef des französischen Autoherstellers seit 2014 einen Ruf als erfolgreicher Sanierer gemacht. Und das nur wenige Jahre nach der Beinahe-Pleite von PSA 2013 und dem Einstieg des französischen Staats und chinesischer Investoren.

Mit Tavares am Steuer fuhr PSA innerhalb kürzester Zeit wieder in die Gewinnzone. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Konzern ein "historisches" Nettoergebnis von 2,8 Milliarden Euro, ein Plus von 47 Prozent. Und auch Opel schrieb erstmals wieder schwarze Zahlen, nachdem Tavares der Marke ab 2017 ein striktes Sparprogramm verordnet hatte.

Einen "europäischen Champion" wolle er zusammen mit Opel schaffen, verkündete Tavares nach dem Kauf der deutschen Traditionsmarke von General Motors. Diesen Plan will er nun auch mit Fiat Chrysler umsetzen - und mit dessen Hilfe zudem in den USA Fuß fassen.

Tavares hat seine Sporen beim PSA-Konkurrenten Renault verdient: Nach seinem Studium an einer Pariser Elite-Ingenieurschule wurde er zur rechten Hand von Renault-Chef Carlos Ghosn. Als Tavares mit 55 Jahren jedoch seine Ambition auf einen Chefposten öffentlich machte, warf Ghosn ihn hinaus.

Mittlerweile musste Ghosn selbst Renault nach Betrugsvorwürfen unehrenhaft verlassen. Während er in Japan auf seinen Prozess wartet, startet sein Ziehsohn Tavares mit PSA und Fiat Chrysler neu durch.

"Ragazzo" und Fiat-Erbe Elkann

"Ragazzo" ("Bursche") wird der 43-jährige Fiat-Erbe John Elkann wegen seiner jugendlichen Züge, krausen Locken und schlaksigen Figur oft genannt. Doch nach neun Jahren an der Spitze von Fiat Chrysler hat der Enkel des legendären Fiat-Chefs Gianni Agnelli gezeigt, dass er zu den Großen der Branche zählen kann.

Durch eine Reihe von Schicksalsschlägen wurde der Sohn von Giannis Tochter Margherita Agnelli und des französisch-italienischen Journalisten Alain Elkann Nummer eins bei Fiat: Sein eigentlich als Kronprinz vorgesehener Cousin starb 1997 an Krebs. Großvater Gianni berief den jungen John daraufhin in den Verwaltungsrat und förderte ihn bis zu seinem Tod 2003.

Nur ein Jahr später stirbt Giannis Bruder Umberto und Elkann wird Familienoberhaupt - mit gerade 28 Jahren. Wenige Jahre später rückt der studierte Ingenieur an die Spitze der Familienholding Ifil (später Exor), zu der auch der Fußballclub Juventus Turin, der Rennwagenbauer Ferrari und Medien wie der britische "Economist" gehören. Seit 2010 leitet Elkann den Verwaltungsrat von Fiat - ein Jahr zuvor hatte sich der Turiner Konzern beim insolventen US-Hersteller Chrysler eingekauft.

Bei Fiat Chrysler schärft Elkann auch sein internationales Profil. Aufgewachsen in London, Rio de Janeiro, New York und Paris spricht er unter anderem fließend Französisch. Dies half ihm zunächst bei Fusions-Verhandlungen mit dem Autobauer Renault. Sie scheiterten im Juni 2019 jedoch, weil der französische Staat aus Sicht der Italiener Einfluss nahm.

Bei PSA hatte Elkann mehr Erfolg: Mit der Großfusion will er Fiat Chrysler auf dem europäischen Markt stabilisieren und Versäumnisse bei Elektroautos aufholen.

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