Auf EU-Geheiß: ARA bald nicht mehr Alleinherrscher über Müll
Aus den Augen, aus dem Sinn. Doch wenn Joghurtbecher und Thunfischdose im Container verschwinden, beginnt für eine ganze Branche erst das Geschäft um die Ware Müll.
Ab 2015 wird auf EU-Geheiß der Abfallmarkt auch im Haushaltsbereich liberalisiert. Damit verliert die Altstoff Recycling Austria (zur ARA-Website) ihr Monopol. Beim Gewerbemüll sind bereits jetzt mehrere Anbieter am Markt, die sich wohl auch um Genehmigungen für den privaten Mist bemühen werden. Die heimische Abfallwirtschaft ist mit dem Gesetz nicht ganz glücklich, es gibt laufend Verhandlungen.
Die Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG) passierte bereits 2013 das Parlament, nun geht es um die konkrete Umsetzung, also um entsprechende Verordnungen, sagte Helmut Ogulin, Obmann des WKÖ-Fachverbands der Abfall- und Abwasserwirtschaft, am Donnerstag.
Er fragt sich vor allem, ob sich der Aufwand, ein neues System aufzubauen, überhaupt lohnt. Ab 1. Jänner 2015 haben nämlich Abpacker, Importeure oder Getränkeabfüller die Möglichkeit, ihre Haushaltsverpackungen bei mehreren Systemen zu "entpflichten". Im Jahr 2016 werden dann allen Systemen für Haushalte Sammelregionen zugelost - entsprechend ihres Marktanteils. "Es kann passieren, dass zum Beispiel Reclay UFH (ein jetzt schon in Österreich aktiver Konkurrent der ARA) für Gmünd in Niederösterreich, Innsbruck Land und einen Bezirk in der Steiermark zuständig ist", erläuterte Ogulin.
Die Systeme wiederum müssen dann bis Ende Juni 2017 Ausschreibungsverfahren für die zugelosten Regionen durchführen, sprich Firmen beauftragen, die für sie zum Beispiel den Müll abholen. So macht das jetzt auch die ARA, in deren Auftrag Müllfahrzeuge unterschiedlichster Unternehmen unterwegs sind.
Abfallwirtschaft fürchtet Zusatzaufwand
Die Bürger sollen von all dem nichts mitbekommen, denn es gibt ein sogenanntes Duplizierungsverbot. Alle Systeme müssen die bestehende Infrastruktur übernehmen. Es werden also künftig nicht drei verschiedene Plastiktonnen in den privaten Hinterhöfen stehen. Die Mülleinsammler und -verwerter fürchten aber trotzdem einen Zusatzaufwand. Sie werden zwar den Mist wie bisher abholen, aber unterschiedliche Systeme hätten unterschiedliche Anforderungen bei der Sortierung und Aufbereitungen der Verpackungen.
Mahnbrief
Um die Mitbenutzung der Infrastruktur der ARA hat es in der Vergangenheit immer wieder Zank gegeben. Die EU hegte Wettbewerbsbedenken und schickte der ARA voriges Jahr einen Mahnbrief wegen Verdachts auf Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung. Das bereits 2010 eingeleitete Verfahren läuft noch, hieß es bei der ARA auf APA-Anfrage. Das Unternehmen hat die Vorwürfe bisher stets zurückgewiesen.
Die Österreicher haben 2013 mit 1,003 Mio. Tonnen Verpackungen einen Hauch weniger fleißig gesammelt als 2012 (1,005 Mio. t). Dabei kamen um 1,1 Prozent weniger Altpapier, aber um 1,7 Prozent mehr Leichtverpackungen (Kunststoff) und um 1,3 Prozent mehr Glas in die Spezialbehälter. Die Metallsammlung blieb praktisch unverändert, teilte die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) zu Jahresbeginn mit.
Größter Posten in der getrennten Sammlung blieb das Altpapier mit 593.000 Tonnen vor Glas (233.000 Tonnen) und Leichtverpackungen (147.000 Tonnen). Altmetalle machten 29.000 Tonnen aus. "Diese Zahlen sind ein Spiegelbild der Wirtschaftslage und des Konsumverhaltens der Bürgerinnen und Bürger", wird ARA-Vorstandssprecher Christoph Scharff zitiert. Es gebe nur noch in einzelnen Regionen Steigerungspotenzial. Man müsse die Menschen aber motivieren, weiter getrennt zu sammeln. Die ARA stelle rund 1,5 Millionen Sammelbehälter auf und entsorge von etwa 1.460.000 Haushalten den Gelben Sack. Dazu kommen noch mehr als 1.000 Recyclinghöfe. So komme die ARA auf eine Sammelleistung von 800.000 Tonnen. Durch Sammlung und Verwertung von Verpackungen würden über 600.000 Tonnen CO2 im Jahr gespart.
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