AUA kann von Mauritius nur träumen

Zwei blaue Liegestühle stehen am Strand mit Blick auf das türkisfarbene Meer.
Wie kleinkarierte Regeln und sture Betriebsräte den Start neuer Destinationen erschweren.

Von Wien nach Mauritius nicht mehr über zeitaufwendiges Umsteigen, sondern mit der AUA direkt. Müsste genügend Nachfrage für die Trauminsel im Indischen Ozean geben, dachten die AUA-Vorstände Jaan Albrecht und Karsten Benz und planten einen wöchentlichen Nonstop-Flug. Der Inseltraum der AUA-Chefs war allerdings rasch wieder ausgeträumt.

Die Crews, jeweils 12 Mitarbeiter, hätten eine Woche lang auf Mauritius sitzen müssen. Bei vollem Kostenersatz für Nächtigungen und Verpflegung. So kalkuliert, würde sich die neue Langstrecken-Destination freilich nicht rechnen. Weshalb die Vorstände der fliegenden Mannschaft im Dezember vorschlugen, für einen Teil des Aufenthalts Urlaub zu nehmen. Nach dem Motto: Freiwillige vor. Dieses Arbeitszeitmodell wird von anderen Airlines bereits praktiziert. Doch der Betriebsrat unter Chef Karl Minhard, der mit dem Management um einen neuen Kollektivvertrag ringt und für Freitag wieder eine Betriebsversammlung angesetzt hat, sagte Nein. Entweder gilt der gesamte Aufenthalt als Arbeitszeit oder die Belegschaft fliegt nicht.

Etliche Mitarbeiter waren über das Njet ihrer Vertreter ziemlich sauer, ist aus Belegschaftskreisen zu hören. Die Crews haben teilweise hohe Urlaubsrückstände und wären Kurzferien auf Mauritius ganz und gar nicht abgeneigt gewesen.

Auf die Malediven zum Beispiel gibt es unter der Bord-Belegschaft sogar Wartelisten. Ausgewählt wird nach dem Senioritätsprinzip, die Dienstältesten haben gegenüber jungen KollegInnen den Vortritt. Der viertägige Aufenthalt bis zum Rückflug gilt als Dienstzeit.

Bestuhlung

Das nächste Beispiel, wie der AUA durch betriebsrätlichen Bestemm die Expansion auf der Langstrecke erschwert wird, betrifft die neue Boeing 777, die im März angeliefert, bis zum Sommer mit der neuen Bestuhlung ausgestattet wird und nach Newark ( USA) abheben soll. Innerhalb der Umrüst-Phase geht sich zeitlich der Einbau eines sogenannten Crew-Compartments nicht mehr aus. Dieser Ruhebereich für Ersatzpiloten und -flugbegleiter unter dem Dach der Boeing ist interne Vorschrift, wenn längere Strecken mit einer vergrößerten Crew geflogen werden müssen. Was bedeutet, dass der neue Flieger nur in die USA, nicht aber für Tokio und Bangkok eingesetzt werden dürfte. Bedingung des Betriebsrates: Tokio und Bangkok dürfen angeflogen werden, wenn für die Crews acht von insgesamt 48 Business-Class-Sitzen zur Verfügung gestellt werden. Zu teuer, befand der Vorstand. Weshalb die neue Langstreckenmaschine nur in die USA abheben wird, selbst wenn ein Asien-Flugzeug ausfallen sollte. Jetzt wird’s wirklich kleinlich: Sogar um das "Austrian Tascherl" wird gestritten. Die rot-weiß-roten Täschchen, befüllt mit Zahnbürste, Zahnpasta, Schlafbrille und Ohrenstöpsel, waren bisher den Business-Class-Passagieren auf der Langstrecke vorbehalten. Ab März können Fluggäste in der Holzklasse die beliebten "Amenity-Kits" um fünf Euro erwerben. Der Betriebsrat will dem Verkauf der Tascherln aber nur dann zustimmen, wenn für die Flugbegleiter eine erhöhte Umsatzprovision abfällt.

Die Geschäfte des europäischen Luftfahrt- und Rüstungsgiganten Airbus laufen gut: Der Gesamtumsatz legte im Vorjahr zwar nur um 5 Prozent auf 59,3 Mrd. Euro zu, der Gewinn sprang aber um 22 Prozent auf knapp 1,5 Mrd. Euro. Jedoch wird der Höhenflug durch hohe Kosten für den neuen Langstreckenjet A350 und den teuren Umbau des Rüstungsgeschäfts gebremst. Im vierten Quartal musste der Konzern unerwartete Zusatzkosten in Höhe von 434 Mio. Euro für die Entwicklung des A350 verbuchen. Für 2014 erwartet der Vorstand dennoch steigende Gewinne. Weiter problemfrei läuft die Produktion der A320-Familie. Die Fertigungsrate soll angesichts der großen Nachfrage im zweiten Quartal 2016 erhöht werden.

Auch beim US-Konkurrenten Boeing läuft es gut: Ein Großauftrag der US-Marine im Wert von umgerechnet 1,74 Mrd. Euro wurde an Land gezogen.

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