AUA: Hohe Kosten durch Flugausfälle

Eine Gruppe von Piloten und Flugbegleitern in Uniformen sitzt zusammen.
Mindestens 500.000 Euro muss die AUA jetzt schon für Umbuchungen zahlen. Piloten versuchen noch eine Einigung.

Das vergangene Wochenende kommt die defizitäre Lufthansa-Tochter AUA teuer. 24 Flüge fielen aus , allein 700 Langstrecken-Passagiere mussten auf andere Airlines, darunter den Erzrivalen Emirates, umgebucht werden. Die Kosten werden auf mindestens 500.000 Euro geschätzt, offiziell rechnet die AUA noch.

Wie viele Piloten sich tatsächlich "unfit to fly" gemeldet haben, hält das Unternehmen geheim. Der Vorstand will keine Zahlen nennen: "Wir respektieren die Krankmeldungen. Sicherheit ist unser oberstes Gebot – unfit ist unfit". Bord-Betriebsratschef Karl Minhard ist empört über Spekulationen, die Krankmeldungen seien ein stiller Protest gegen den vom Vorstand beschlossenen Zwangsumstieg der Piloten und Flugbegleiterinnen auf die kostengünstigere Tochter Tyrolean. Auch am Montag waren Piloten unfit, allerdings fielen keine Flüge aus. Ihre Dienstpläne für Mai hatten die Crews um einige Tage verspätet erhalten.

Minhard vermutet vielmehr, dass nicht nur Krankenstände den Engpass verursachten. Sondern auch Fehlplanungen beim Einsatz der Piloten: "Nicht einmal bei der ärgsten Grippewelle im Winter hatten wir so viele Flugausfälle." 43 Piloten haben schon gekündigt, etliche sind in Umschulung und 100 bis 200 weitere Kollegen könnten, so Minhard, von Bord gehen. AUA-Chef Jaan Albrecht will nun die Piloten in Kleingruppen vom Betriebsübergang überzeugen.

Betriebsübergang

Nachdem man sich nicht einigte und das Management den Betriebsübergang startete, legte der Betriebsrat einen neuen Vorschlag vor. Dieser wurde vom Vorstand abgelehnt – mit der Begründung von Mehrkosten von 70 bis 75 Millionen Euro. 60 Millionen mehr hätten alleine die Abfindungen für den Zwangsumstieg gekostet. Der Betriebsrat schlug durchschnittlich 480.000 Euro pro Kapitän und 290.000 je Copilot vor.

Die Belegschaftsvertreter ließen trotzdem bis gestern, Montag, über ihr Paket abstimmen, fast alle Mitarbeiter votierten dafür. Weshalb dem Vorstand noch ein allerletztes Angebot zur Einigung gemacht wird. Minhard: "Das Abstimmungsergebnis zu ignorieren, wäre fahrlässig."

Noch keine Kunden-Stornos

Nahaufnahme der Uniform eines Flugbegleiters mit Anstecknadel und gestreifter Krawatte.

In den Reisebüros hält sich die Verunsicherung von AUA-Passagieren nach den jüngsten Ausfällen noch in Grenzen. "Ausfälle gibt es immer wieder, in der Regel weiß der Kunde aber nicht, warum", sagt Walter Krahl, Vertriebsleiter von Verkehrsbüro Ruefa Reisen. "Die Umbuchungen haben am Wochenende gut funktioniert, ich denke nicht, dass das Vertrauen in die AUA leidet." Ähnliches ist aus der TUI und aus den Gulliver’s Reisecentern zu hören. Sollte es allerdings zu weiteren Flugausfällen kommen, werden sich viele Kunden sehr wohl überlegen, weiterhin mit der AUA zu fliegen. Nicht nur Geschäftsreisende, die pünktlich ihre Termine einhalten müssen. Auch Urlaubskunden, die ihre Tickets für den Sommer noch nicht gebucht haben.

Ein Konkurs der AUA ist derzeit jedenfalls kein Thema, weil die Lufthansa frisches Kapital zugesagt hat – vorausgesetzt, die Sparziele werden erreicht.

Die AUA-Schwester Swiss hat übrigens 2005 im Konflikt mit den Piloten hart durchgegriffen. 52 Kapitäne hatten sich noch gar nicht krank gemeldet, sondern in einem offenen Brief davor gewarnt, wegen der Diskussionen über Jobkürzungen seien sie derart beunruhigt, dass ihre Konzentrationsfähigkeit leide. Die Swiss suspendierte die Piloten kurzerhand und schickte sie zum Flugtauglichkeits-Check. Den nicht alle bestanden.

Ex-Vorstand: "AUA-Maßnahmen sind absolut notwendig"

In diesem wirtschaftlichen Umfeld die völlig richtige Entscheidung. Für die AUA und den Standort Österreich", kommentiert Mario Rehulka, Präsident des heimischen Luftfahrtverbandes und von 1993 bis 2001 AUA-Vorstand, den Betriebsübergang auf Tyrolean. Zwar sei bedauerlich, dass keine Einigung gelungen sei, "aber wenn man vier Monate lang ergebnislos verhandelt, muss eine Entscheidung getroffen werden".

Zweieinhalb Jahre habe die Lufthansa ohnehin zugeschaut. Wobei sich Rehulka den Hinweis nicht verkneifen kann, dass die AUA-Mutter "in den 90er-Jahren das Glück hatte, ihre Pensionslasten auf den deutschen Staat abzuwälzen".

Rehulka zog mit dem inzwischen verstorbenen Vorstandskollegen Herbert Bammer 1994 eine Beteiligung und 1998 die Voll-Übernahme der Tyrolean durch. Die Kündigung des AUA-Kollektivvertrags durch den neuen Chef Jaan Albrecht passierte nicht zum ersten Mal. Rehulka hatte den KV für die Boden-Mitarbeiter gekündigt, um die Einstiegsgehälter zu senken und einen Pensionsbeitrag der Piloten ausverhandelt.

Den Vorwurf, er habe zu wenig getan, um die Kostenentwicklung einzubremsen, will sich Rehulka nicht gefallen lassen. Der Piloten-KV der AUA resultiere aus den 80er-Jahren, als die Luftfahrt noch gemütlich, weil reguliert war. "Wenn die Kosten um fünf Prozent gestiegen sind, ist man zur Behörde gegangen und hat gebeten, die Tickettarife, beispielsweise zwischen Deutschland und Österreich, um sechs Prozent erhöhen zu dürfen. So hat das damals funktioniert."

Die AUA will nun auch ihre Pensionisten zu einem Beitrag zum Sparpaket motivieren. Rehulka, der sich über eine Zusatzpension freuen kann, denkt freilich nicht daran: "Kein Thema für mich. Ich war nicht Pilot, sondern Vorstand. Auf diese Diskussion lasse ich mich nicht ein."

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