AUA-Bord-KV: "Schlag ins Gesicht"

Die Aufkündigung des Kollektivvertrags für das Bordpersonal durch die Austrian Airlines ( AUA) ruft naturgemäß die Gewerkschaft auf den Plan. 2100 von 6000 Piloten und Flugbegleitern droht ein Zwangsumstieg auf den Tyrolean-KV - Was eine Gehaltsreduktion von rund 25 Prozent bedeuten würde.
Vida-Gewerkschafter Rudolf Kaske empört vor allem die Tatsache, dass ihn AUA-Vorstand Peter Malanik erst im Nachhinein darüber informieren wollte. In einem offenen Brief an Malanik spricht Kaske von einem "Affront gegen die gelebte Sozialpartnerschaft" und einem "Schlag ins Gesicht der Beschäftigten"- immerhin handle es sich dabei "um keine `Pipifax-Angelegenheit`".
Dass vida-Vertreter die KV-Gespräche am Dienstag einseitig abgebrochen hätten, scheine ihm, Kaske, wie ein "Scheinargument". "Denn wie sonst darf ich die Tatsache interpretieren, dass der Verhandler der Gewerkschaftsseite just für den Termin des Gesprächs per SMS eine kurzfristige Abberufung zum Flugdienst erhalten hat?" Zumal zuvor schriftlich zugesichert worden sei, dass der vida-Verhandlungsführer Wolfgang Hable für die Dauer der KV-Gespräche vom Flugdienst freigestellt werde.
"Verhandeln, verhandeln, verhandeln"

"Höchst eigenartig" findet Kaske außerdem, dass, "wenn`s brenzlig wird, Malanik in die Schlacht geschickt wird" - und der neue AUA-Boss Jaan Albrecht "nicht da ist". Er appellierte an den AUA-Vorstand, "künftig enger zu kooperieren und Fouls zu unterlassen".
Protestmaßnahmen plant die vida vorerst aber nicht. "Maßnahmen kündigt man nicht an, die setzt man - wenn notwendig", sagte Kaske. Sein Credo sei nun "verhandeln, verhandeln, verhandeln". Der billigere Tyrolean-KV ist für Kaske "überhaupt kein Thema". Zumal ein Unternehmen ohnehin nicht über die Personalkosten sanierbar sei.
"Hazard-Situation"
Empörung auch bei Karl Proyer von der GPA-djp (zuständig für Austrian Boden). Die KV-Aufkündigung würde einen "Rattenschwanz an rechtlichen Problemen nach sich ziehen", das Unternehmen müsste "so viele Rückstellungen machen, dass das wahrscheinlich überhaupt nichts bringt".
Das AUA-Management solle sich "nicht auf Hazard-Situationen einlassen" und sich bei ihren Sparbemühungen nicht nur auf den KV konzentrieren. "Der Vorstand soll sich auch um andere Dinge kümmern."
Appell der Politik
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner drängt auf eine rasche Beilegung der Auseinandersetzung und deutet mögliche staatliche Zugeständnisse an. Der Umfang der verpflichtenden Mineralölbevorratung durch die AUA werde "geprüft", zur von der AUA bekämpften Ticketabgabe gebe es ein Gespräch mit dem Finanzministerium.
Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl sagte, er hoffe nicht, dass die AUA gefährdet sei. Schwechat dürfe nicht auf einen "Zubringerflughafen für Frankfurt oder Zürich" reduziert werden.
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