AUA: 80 Piloten gehen von Bord

Zum Abflug bereit: Schon jetzt gehen 80 Piloten und 170 Flugbegleiter, bis nächste Woche könnten es noch mehr werden.
Weniger Kapitäne als befürchtet kehren der AUA den Rücken. Zu Pfingsten dürften keine Passagiere am Boden bleiben.

Bei einer weiteren Betriebsversammlung des AUA-Bordpersonals am Freitag standen eigentlich Sachfragen zum Zwangsumstieg auf die kostengünstigere Tochter Tyrolean auf dem Programm. Doch die Emotionen gingen hoch. Umarmungen und Tränen von scheidenden Kollegen gab es ebenso wie tosenden Applaus für Bord-Betriebsratschef Karl Minhard, der bei der AUA bleiben wird.

Bis dato haben sich laut Betriebsrat bereits 80 Piloten und 170 Flugbegleiter verabschiedet. AUA-Sprecher Peter Thier will die Zahl "nicht bestätigen, wir hoffen, dass so wenig wie möglich gehen". Bis Ende Mai, so lange läuft die Frist für die einvernehmliche Kündigung samt hoher Abfertigung, dürften noch einige dazukommen. "Jeder muss für sich entscheiden", will Minhard keine Empfehlung abgeben.

"Der Stil, wie mit Menschen vom Management umgegangen wird, ist letztklassig", klagt ein Pilot. "Das Unternehmen war immer wie eine Familie. Es ist erschütternd, nicht mehr gewollt zu werden."

Nicht mehr gewollt wird übrigens auch AUA-Vorstand Peter Malanik, der gefeuert wurde und schon "einvernehmlich" mit gestrigen Freitag abtrat.

Minhard will immer noch mit dem Vorstand verhandeln. Zugleich laufen Klagen gegen das Aus für den AUA-Kollektivvertrag. Eingebracht vom Betriebsrat, die Gewerkschaft geht vor den Obersten Gerichtshof.

Streik sei jedenfalls kein Thema. Auch dürften zu Pfingsten keine vermehrten "unfit to fly"–Meldungen, wie vor zwei Wochen geschehen, zu Flugausfällen führen. Jedoch, schränkt Minhard ein, "wenn Kollegen unfit sind, werden sie sich unfit melden". Die AUA hat aber vorgesorgt, Crews von Mutter Lufthansa und Schwester Swiss stehen samt Flugzeugen bereit. Flug-Infos unter www.austrian.com.

Verärgerte Passagiere

Die gestrige Betriebsversammlung hat zu sechs Ausfällen und acht Verspätungen von bis zu drei Stunden geführt. Das Verständnis der meisten Passagiere für die Piloten ist endenwollend. So war Pensionistin Helga Sprenger nicht erfreut darüber, dass ihr Flug nach Tel Aviv zwei Stunden Verspätung hatte. "Die AUA stand immer für Stabilität. Das ist jetzt nicht mehr so."

Für Claudia und Nikolaus, auf dem Weg mit der AUA nach Dubrovnik, verdienen die Piloten auch im neuen KV noch gut. "Wem es nicht passt, der soll woanders hingehen." Manuela S. aus Wien befürwortet hingegen die Aktionen der Mitarbeiter. "Sie können sich nicht so viel wegnehmen lassen."

 

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