ATX-Vorstandsgagen steigen schneller als Konzerngewinne
Obwohl die Gewinne der führenden börsennotierten Unternehmen Österreichs im vergangenen Jahr noch nicht einmal das Niveau von 2013 erreicht haben, sind die Gagen der ATX-Vorstandschefs neuerlich kräftig gestiegen. Das liegt vor allem an den erfolgsabhängigen variablen Vergütungen, die um zwei Drittel angehoben wurden, zeigt eine Untersuchung der deutschen Unternehmensberatung hkp Group.
"In Österreich hat die Vergütung die Unternehmensperformance überholt, während es in Deutschland umgekehrt ist", sagte hkp-Partner Michael Kramarsch am Dienstag.
Zwar sind die Nettogewinne der im Wiener Leitindex ATX notierten Unternehmen 2015 um 47,7 Prozent gestiegen, doch wurde damit der Gewinneinbruch des Vorjahres von 41,8 Prozent noch nicht wettgemacht. Gleichzeitigen legten die Direktvergütungen (Grundvergütung plus variable Vergütung) der Vorstandschefs 2015 um 36 Prozent zu, nach einem Anstieg um 4,7 Prozent im Jahr 2014. "Der Rückgang des Net Income wurde relativ unbeschadet ausgesessen", sagt Kramarsch. "Jetzt gibt es eine leichte Erholung, die Gewinne haben nicht einmal das Niveau von 2013 erreicht, aber das führt dazu, dass die Vergütung deutlich nach oben geht."
Knapp 2,2 Mio. Euro im Durchschnitt
Im Durchschnitt kassierten die CEOs der ATX-Unternehmen im Vorjahr 2,184 Mio. Euro, nach 1,605 Mio. Euro im Jahr davor. Die Spannweite der Direktvergütungen der ganzjährig amtierenden Vorstandsvorsitzenden im ATX liegt zwischen 859.000 Euro (UNIQA-Chef Andreas Brandstetter) und 3,725 Mio. Euro (Buwog-CEO Daniel Riedl).

Was die Transparenz der Manager-Gagen bei den österreichischen Top-Unternehmen angeht, "sind wir zwar nicht ganz in der Steinzeit, aber über die Bronzezeit haben wir es auch nicht geschafft", kritisiert Kramarsch. International sei es üblich, ganz klar auszuweisen, "woran macht sich der Bonus fest, was war der Zielwert, was wird in die Altersvorsorge gesteckt. Die Nebenleistungen sind transparent." Das sei in Österreich nicht durchgehend so.
"Aber Vergütungstransparenz lebt nicht von einzelnen Strebern"
"Es gibt sicher den einen oder anderen Musterschüler", sagte Kramarsch und nannte als Beispiel die OMV. "Aber Vergütungstransparenz lebt nicht von einzelnen Strebern", es müssten alle mitmachen, damit ein Vergleich möglich sei. Negativ-Beispiele wollte Kramarsch nicht nennen. "Die Unternehmen verstoßen ja nicht gegen irgendwelche Auflagen", betonte er, "die Auflagen sind nur einfach Murks."
Beispiel Deutschland
In Deutschland sei man da schon weiter, da habe etwa die Transparenz der Vergütungsberichte zur aktuellen Debatte über Millionen-Bonuszahlungen für VW-Manager inmitten des Abgasskandals geführt. "Aber bei VW reagiert das Vergütungssystem nicht so wie es müsste, man muss es auf den Prüfstand stellen. Es kann ja nicht nur so funktionieren, dass der Vorstand freiwillig verzichtet."
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