Atomindustrie muss massiv investieren - für Stilllegung und Müll

Atommeiler im belgischen Tihange.
Laut EU-Kommission muss die Atomindustrie bis 2050 bis zu 760 Mrd. Euro investieren.

Die europäische Atomenergieindustrie muss nach Schätzungen der EU-Kommission bis 2050 bis zu 760 Milliarden Euro in die Anlagen investieren. Dies geht aus einem am Montag veröffentlichten Bericht der EU-Kommission hervor. Dabei machte die EU-Kommission große Finanzierungslücken aus: Für die Entsorgung von Atommüll und die Stilllegung haben die EU-Staaten entsprechende Fonds nur zur Hälfte gefüllt

Der Bericht der EU-Kommission ("Hinweisendes Nuklearprogramm" - Community Nuclear Illustrative Programme - PINC) ist der erste entsprechende Report seit dem Atomunfall von Fukushima von 2011. Nach dem Euratom-Vertrag muss die EU-Behörde regelmäßig über die Lage der Atomenergie in der EU berichten. Die EU-Kommission betont, dass sie weitgehend abhängig ist von den Daten, welche die EU-Staaten zur Verfügung stellen, ohne diese wirklich überprüfen zu können.

"Investitionen sind auch erforderlich, um bestehende Atomkraftwerke zu ersetzen, was zum Teil auch zu neuen Atomkraftwerken führen könnte. Die geschätzten Gesamtinvestitionen im nuklearen Brennstoffzyklus zwischen 2015 und 2050 werden zwischen 650 und 760 Milliarden Euro veranschlagt", heißt es in dem Papier.

Basierend auf Angaben der EU-Staaten vom Dezember 2014 schätzt die EU-Kommission den Investitionsbedarf für die Dekomissionierung und für das Atommüllmanagement bis 2050 auf 253 Milliarden Euro, davon 130 Milliarden Euro zur Entsorgung von Brennstäben und radioaktivem Abfall und 123 Milliarden Euro zur Stilllegung von AKW. Die von den EU-Staaten dafür vorgesehenen Fonds umfassen bisher aber nur 133 Milliarden Euro.

Nach Angaben eines Kommissionsexperten würde eine Ausweitung der Laufzeiten von AKW auch mehr Finanzmittel für die Fonds einbringen. Zur Laufzeitverlängerung bestehender Reaktoren sind nach Schätzungen der EU-Kommission weitere 45 bis 50 Milliarden Euro erforderlich.

EU-weit: Allein 58 der 129 Meiler in Frankreich

Derzeit es in der EU 129 Atomreaktoren in Betrieb, die meisten davon (58) in Frankreich. Über Kernkraftwerke verfügen auch Belgien, Bulgarien, Deutschland, Finnland, Großbritannien, Kroatien, die Niederlande, Rumänien, Schweden, die Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien und Ungarn.

Die Initiative "Atomstopp Oberösterreich" kritisierte, dass sich die EU-Kommission die Zukunft der Atomenergie "rosarot" ausmale. Dieser Blick halte aber der harten Realität nicht stand, denn Atomkraft sei "nicht wirtschaftlich überlebensfähig, ohne massive staatliche Subventionen, ohne den Atomförderverein Euroatom", hieß es in einer Aussendung.

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