"Wien - Tag & Nacht": ATV in Werbezielgruppe über Senderschnitt

Extrem zufrieden" zeigt sich ATV-Geschäftsführer Martin Gastinger mit dem Auftakt der neuen Daily Soap "Wien - Tag & Nacht": Die erste Folge des Formats erreichte am Montagvorabend durchschnittlich 61.000 Seher. In der werberelevanten Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen verzeichnete man sechs Prozent Marktanteil und lag damit über Senderschnitt, wie am Dienstag mitgeteilt wurde.
"Der Start zeigt, welches Potenzial diese Sendung hat und, dass die jungen Seher darauf gewartet haben", so Gastinger. In der jungen Zielgruppe der 12- bis 29-Jährigen lag der Marktanteil sogar bei 11,9 Prozent. Auf der Website des Privatsenders wurde die erste Episode gestern zudem mehr als 30.000 Mal abgerufen. Regem Zuspruch erfreut sich auch die Facebook-Präsenz der Fernseh-WG, wo bis Dienstagvormittag bereits mehr als 17.000 Nutzer auf "Gefällt mir" geklickt haben.
Natürlich ist "Wien Tag & Nacht" für feine Geschmacksnerven nicht die feinste Kost. Dafür ist die neue Doku-Soap von ATV da einfach zu deftig: Zu laut, zu lässig, zu verliebt und vor allem zu eifersüchtig. Das liegt freilich auch in der Natur der Sache, wenn man versucht, Laienschauspielern ein Charakterprofil und einen Handlungsstrang vorzugeben. Blöd nur, dass es ausgerechnet Hauptfigur Theresa etwas zu gut meinte.
Zur Verteidigung der Wiener WG, die gestern auf ATV ihre Premiere im Vorabend feierte sei aber gesagt: Beim Vorbild " Berlin Tag & Nacht" ist das ganz genauso. Overacting scheint bei diesem Scripted-Reality-Format zur Methode zu gehören und hat dort über kurz oder lang zu einem Riesenerfolg geführt - mit Einschaltquoten von bis zu 16 Prozent bei den 12 - 49-Jährigen - oder stand dem zumindest nicht im Weg.
Wollen wir also fair sein und diese schauspielerischen Null-Leistungen einmal außen vor lassen. Dass sich ausgerechnet die silikon-verstärkte Vanessa am natürlichsten vor der Kamera bewegte, bleibt an dieser Stelle als einziges "Fun Fact" übrig.
Kommen wir also zu den Kandidaten selbst: "Es ist halt super, dass wir alle so unterschiedliche Charaktere sind", zeigte sich Willi über die Vorteile seiner WG überzeugt. Zumindest optische ist das natürlich Humbug: Die ATV-Version ist im Vergleich zum Original aus Berlin auch noch zu braungebrannt und zu tätowiert. Aber ATV zeigt Wien eben schon immer gerne von seiner prolligen Seite. Auch hier dürfte man also nicht überrascht sein. Trotzdem: Schade, dass man die Gelegenheit verpasst hat, kontroversere Charaktere mit einzubringen. Als polarisierender Reibnagel muss bis dato ein neureicher Oberschnösel namens Konstantin herhalten. Aber da wird ATV sicher noch nachjustieren.
Und die Handlung? Theresa kommt vom Land in die große Stadt, zieht in die WG mit ihren vier Mitbewohnern ein, geht im den Club des ehemaligen WG-Papis Paul aus und verliebt sich - logisch - in WG-Kollegen Chris, was dessen extra-zickigen Freundin Vicky natürlich gar nicht gefällt. Das große Eifersuchtsdrama ist also schon vorprogrammiert. Aber so sind sie eben, die Geschichten, die nicht das Leben, sondern die Drehbuchautoren von filmpool schreiben.
Die auf Doku-Soaps spezialisierte Firma produzierte für RTL II auch schon das Berliner Vorbild und hinterlässt auch in Wien seine Spuren: Von den Fiakern und Schloss Schönbrunn bis zur Mariahilfer Straße und der U6 wird Wien in kurzen Einspielern zwischen den Szenen besser als in jedem Imagefilm in Szene gesetzt. Unterlegt von einem Soundtrack, der so gar nicht zum R'n'B & HipHop-Club von Paul passen will (was ebenfalls sehr positiv ist).
Schade, dass die WG-Bewohner in einem dermaßen krassen Gegensatz dazu stehen. Aber wie sang schon Georg Kreisler? "Wie schön wäre Wien ohne Wiener".
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