Verlagsgruppe News zwischen Gütersloh und Hamburg

Ein Mann im Anzug steht vor einem Fenster mit Blick auf eine Stadt.
at"Wir bewegen uns zwischen den Notwendigkeit einer tagesaktuellen Berichterstattung, die wir heute noch nicht optimal über die digitalen Kanäle anbieten, und dem Wunsch des Werbe- und Lesermarktes nach sehr spezifischen und tiefergehenden Themenfeldern", kommentiert Axel Bogocz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Verlagsgruppe News, die nun schlagend werdende Restrukturierung des Medienunternehmens, deren Auslöser sowohl Gruner+Jahr als auch Bertelsmann und natürlich der sich strukturell weiterhin verändernde Medienmarkt sind.

Mitte Dezember 2012 erklärte Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, nach dem Scheitern des Kaufs des 25,1-Prozent-Anteils, die die Familie Jahr an Gruner+Jahr hält, gegenüber dem manager magazin, dass es "zurzeit ausgesprochen schwierig sei, ein Verlagshaus zu bewerten, bei dem man nicht weiß, ob sein Ergebnis-Rückgang temporär oder von Dauer ist".

Im ersten Halbjahr 2013 überschlugen sich im Magazin-Konzern die Ereignisse. Die unprofitable aber prestige-trächtige Financial Times Deutschland wurde eingestellt und das Wirtschaftsmedien-Portfolio nahezu zur Gänze bereinigt. Der Gruner+Jahr-Vorstand wurde umgebaut. Bernd Buchholz abgelöst und durch Julia Jäkel ersetzt.

Jäkel legte im vergangenen September ein Transformationskonzept vor, dass den Magazin-Konzern in seinem Kerngeschäft stärken und die digitale Transformation beschleunigen soll. Im Zentrum ihres Konzepts stehen seither die sogenannten Communities of Interest, deren strategische Aufgabe die stärkere Verschmelzung der Konzern-Medien und Zielgruppen ist. Sie kündigte eine "umfangreiche Produkt- und Innovationsoffensive" an. Zuvor verkaufte sie das Mediengeschäft in Polen an Burda.

Parallel dazu verkauft Bertelsmann RTL-Group-Aktien, deren Erlös teilweise auch dazu dient um Gruner+Jahr umzubauen und um mittelfristig dessen Profitabilitätsniveau zu erhöhen.

All das gibt Anlaß zu der Einschätzung, dass bei Gruner+Jahr konzernweit kein Stein auf dem anderen bleiben wird.

Porträt einer Frau mit blonden Haaren und einem schwarzen Rollkragenpullover.
Julia Jäkel, Vorstandsvorsitzende Gruner+Jahr, steht vor der Chance und Herausforderung den Magazin-Konzern gleichzeitig zu transformieren und wieder profitabel zu machen. (c: bertelsmann se & co kgaa)

Im ersten Halbjahr 2013 wechselte Anett Hanck in die Verlagsgruppe News. Die Deutsche wurde in die Geschäftsführung geholt, um die Vermarktung neu auszurichten, um das Medienportfolio hinsichtlich dessen Bewirtschafbarkeit neu zu strukturieren und deren derzeitigen und künftigen Marktpotenziale zu eruieren. Im Mai wurde das Jugendmagazin Xpress eingestellt.

Vergangenen September wurde das Magazin News repositioniert und dessen Wahrnehmung geschärft, die Fähigkeit zu Line Extensions von Medienmarken wie beispielsweise Gusto geprüft und eingeleitet, der Außenauftritt des gesamten Medienunternehmens erneuert und am Digitalisierungs- und Verbreitungsgrad der Portfolio-Medien gearbeitet.

Alle öffentlich sichtbaren Veränderungen tragen die Zeichen der von Jäkel avisierten Produkt- und Innovationsoffensive.

Bogocz erklärte heute gegenüber der APA, dass das "bestehende Konzept nur bedingt" für die zukünftigen Werbe- und Lesermarkt-Erfordernisse geeignet seien. Ob ein künftig 14-tägiges Erscheinen des Nachrichten-Magazins News diesen Anforderungen gerecht würden, ist derzeit Gegenstand wilder Spekulationen.

Tessa Prager, Betriebsrätin von News, erklärte gegenüber der Tageszeitung Kurier, dass "die Sinnhaftigkeit eines vierzehntägigen Erscheinens des Nachrichtenmagazins journalistisch wie wirtschaftlich nicht nachvollziehbar sei". Sie fürchtet, dass dieser Schritt der gesamten Verlagsgruppe schaden könnte.

Mittwoch Abend trifft die gesamte Belegschaft des Medienunternehmens zusammen, die die ins Haus stehende Restrukturierung zum Thema hat. Am Dienstag, den 26. November, treffen die Gesellschafter einander, um die weiteren Schritte - ein Personalabbau steht im Raum - zu beraten.

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