Umstrittene Chefin von "Le Monde" warf das Handtuch

46-jährige Nougayrede trat nach Kritik aus Redaktion zurück.

Nach nicht einmal 15 Monaten hat die erste Chefin der französischen Tageszeitung "Le Monde" das Handtuch geworfen. Sie trete von ihrem Posten zurück, so Natalie Nougayrede am Mittwoch in einem Brief an die Agentur AFP. "Einige Mitglieder" der Redaktion wollten die "Vorrechte" der Leitung "drastisch zurückstutzen" - unter diesen Umständen sehe sie keine Möglichkeit, ihre Arbeit fortzusetzen.

Die 46-Jährige war in der Redaktion äußert umstritten. Vergangene Woche waren bereits sieben von elf Mitgliedern der Chefredaktion zurückgetreten. In einer Erklärung beklagten sie "ein Fehlen von Vertrauen und Kommunikation". Ein Teil der Journalisten wirft Nougayrede vor, die Redaktion "einzelgängerisch" zu leiten und "auf niemanden zu hören".

Scheiterte an Print-Online-Zusammenführung

Bei dem Streit geht es um einen Plan zur Neuorganisation der Redaktion, der im Februar bekannt gegeben wurde. Demnach sollen Print- und Online-Ausgaben näher zusammengeführt werden. An die 50 Journalisten sollen in die Online-Ausgabe wechseln. Bei zahlreichen Redakteuren stoßen die Pläne auf massive Vorbehalte.

Die angesehene Journalistin Nougayrede hatte im März 2013 als erste Frau die Leitung von "Le Monde" übernommen. Zuvor war sie seit 1996 für die Auslandsredaktion der Zeitung tätig.

"Le Monde" hat wie viele französische Zeitungen mit sinkenden Auflagen zu kämpfen. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der weltweit verkauften Exemplare um 4,6 Prozent auf durchschnittlich 303.432 pro Tag zurück. Wie anderen Zeitungen machen dem Blatt auch ein Rückgang der Werbeeinnahmen sowie steigende Kosten zu schaffen.

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