TV-Doku: Der Mann hinter den "Schlag-Tot-Zeilen"

Links der Mitte herrscht heute noch der Konsens: Axel Springer war kein Guter. Die 90-minütige Dokumentation "Drei Leben: Axel Springer; Verleger – Feindbild – Privatmann", die ARTE am Dienstag, um 20.15 zeigt, macht sich auf die Spur des Mannes, der den einen als Hetzer, den anderen als Visionär gilt. Von drei Regisseuren gestaltet (Sebastian Dehnhardt, Jobst Knigge, Manfred Oldenburg), zeigt der Film die vielschichtige Persönlichkeit Springers aus drei Perspektiven.
"Der Verleger" verfolgt Springers Aufstieg zum mächtigsten Medienmanager Deutschlands. Das " Feindbild" beleuchtet die erbitterten politischen Auseinandersetzungen ab den 1960er-Jahren. Der "Privatmann" zeigt bisher unbekannte Seiten des Mannes, der fünf Mal verheiratet und immer auf der Suche nach Erleuchtung war.
Der KURIER fragte Leopold Hoesch, den Produzenten der Dokumentation, ob ihm sein Film Neues über den umstrittenen Zeitungsmacher beigebracht hat.

KURIER: Herr Hoesch, hat sich Ihr Bild über Axel Springer durch den Film verändert?
Leopold Hoesch: Das war ein kontinuierlicher Lernprozess, der nicht nur durch das Anlesen von Fakten, sondern auch emotional stattfand. Da besteht natürlich die Gefahr, dass man sich zu sehr verbündet, ein bisschen wie bei einem Stockholm-Syndrom. Ja, mein Springer-Bild hat sich durch diesen Film verändert. Er war eine Figur mit viel Licht und viel Schatten. Was mich unumstritten an ihm sehr beeindruckt, ist sein Unternehmergeist.
Auch heute noch gilt links der Mitte:
Springer ist böse. Wie geht es Ihnen damit?
Ich bin um die vierzig und meine Generation hat die Kontroverse um Springer geerbt. Die Prüfung, an welchen Fakten man es fest macht, warum er denn ein so furchtbarer Kerl war, hält diesem Urteil allerdings aus heutiger Sicht nicht stand.
Aber allein, wie er mit Frauen umging, macht ihn nicht zum Sympathieträger.
Ja, das war ein ganz persönliches Problem von ihm. Er soll über Generationen hinweg nicht nur dem Nachbarn die Frau ausgespannt haben (mehr darüber hier). Der Nachbar soll angeblich nicht unerfreut darüber gewesen sein.
Klingt lustig, aber für die Frauen war es das weniger.
Ja, bei Rosemarie Springer hat man gesehen, wie sie gelitten hat. Er hat die Frauen bezaubert, sogar die Frau seines Widersachers, des Studentenführers Peter Schneider.
Sprechen wir vom Beruflichen, von den "Schlag-Tot-Zeilen".
Viele davon sind zu kritisieren, und das Thema wäre einen eigenen Film wert. Doch die häufige Formel Springer = Bild greift zu kurz und ist falsch. Sein Kampf für die Wiedervereinigung war beispiellos.
Im Film sieht man: Viele seiner damaligen Gegner wirken heute versöhnlich.
Immerhin ist er seit über 26 Jahren tot und manches, was damals heiß diskutiert wurde, hat sich überholt oder wurde von der Geschichte richtiggestellt, wie der Mord von Karl-Heinz Kurras an Benno Ohnesorg.
Hatte Springer später persönlich Probleme mit der Art, wie er Zeitung gemacht hat?
Er hat durch die Art seiner Zeitungen viele Kollateralschäden verursacht, manches ungewollt. Die Rückwirkungen haben ihn häufig sehr getroffen. Wir haben versucht, Axel Springer als Gesamtkonzept zu zeigen.
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