"Stella Days": Irisches Humor-Epos
Das Irland der 50er-Jahre ist als Filmkulisse außergewöhnlich. Der Regisseur Thaddeus O’Sullivan hat seiner Heimat in dem Spielfilm "Stella Days" ein Gesicht gegeben, das vor allem für heimische TV-Zuschauer nicht alltäglich ist. Das rund drei Jahre alte Drama mit komödiantischen Zügen und einem Kirchenneubau als zentrales Thema ist heute, Montag (20.15 Uhr), auf Arte zu sehen.
Pfarrer Daniel Barry (Martin Sheen) lebt in dieser Welt, in der die Pubs mit ihren öligen Bieren und kräftigen Whiskys genauso hineingehören wie die katholische Kirche, die besonders in ländlichen Regionen mit all ihren Ritualen verwurzelt ist.
Barry ist trotz seines fortgeschrittenen Alters immer noch bestrebt, aus dem Kaff Borrisokane im County Tipperary möglichst bald auszuscheiden, um seine Kirchenkarriere in Rom fortzusetzen.
Dass er für eine andere Welt bestimmt ist, zeigt er seinen Gemeindemitgliedern schon einmal dadurch, dass er ihnen bei der Beichte nicht richtig zuhört oder die Letzte Ölung einfach in lateinischer Sprache vornimmt.
Sein festes Vorhaben, Kurs auf den zentralen Sitz im Vatikan zu halten, wird jäh durchbrochen, als eines Tages der Bischof bei ihm aufkreuzt.
Rom, sagt dieser, kann warten. Erst einmal muss ein Kirchenneubau her – ein Kirchenneubau? Der Gemeindepfarrer schluckt.
Aber der Bischof lässt ihm keine Chance. Im Geldauftreiben dürfte Barry doch recht erfinderisch sein, meint der Dienstvorgesetzte zum Pfarrer. "Schließlich waren Sie ja 20 Jahre in den USA!"
Um seine Loyalität zu untermauern und sich den Weg nach Rom nicht zu verstellen, geht Barry auf die Forderungen ein. Doch die Spendenaktionen fruchten nicht so recht. Die Tombolas laufen mau, die Einwohner sind arm. Das, was sie besitzen, bringen sie lieber im Pub unter die Leute. Und auch die Wirtin geizt mit Spenden auf ihre Einnahmen.
Kino als Erlösquelle
Doch Pfarrer Barry macht auch nicht halt vor ungewöhnlichen Aktionen. Zusammen mit dem Lehrer Tim (Trystan Gravelle) beginnt er mit dem Aufbau eines Kinos, aus dessen Erlösen er den großen Plan finanzieren will. Der konservative Politiker McSweeney (Stephen Rea) und der Bischof sind jedoch gegen die Umgestaltung des Gemeindesaals in ein Lichtspielhaus – doch Barry agiert mit List und Tücke.
"Stella Days", eine irisch-norwegische Koproduktion, ist laut Arte die "unterhaltsame Geschichte eines Mannes zwischen Pflicht und Neigung, Hoffnung und Glaube". Regisseur O’Sullivan (67), der sich mit Martin Sheen einen irischstämmigen Hauptdarsteller aussuchte, kennt dieses Irland noch aus der seiner Kindheit, das aus Sicht des damaligen Präsidenten Eamon de Valera (1882– 1975) "ein ideales Irland, voller robuster Kinder, athletischer Jugendlicher und anmutiger Mädchen" war.
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