Song Contest 2015: Fallbeispiel Malmö 2013

Was wird der Song Contest 2015 kosten? Was bringt er? Auf der Suche nach Antworten, lohnt auch ein Blick in die Vergangenheit. Besonders detaillierte Zahlen und Fakten rund um die Austragung des Eurovision Song Contests erlaubt dabei Malmö 2013. Die südschwedische Stadt hat nach dem Event die Beraterfirma Berglund&Wiberg Consulting mit einer entsprechenden Analyse beauftragt.
Demnach zählte man in der 313.000-Einwohner-Stadt insgesamt 83.890 Besuche bei den verschiedenen Finalshows und öffentlichen Proben in der Malmö Arena, wobei hier die 1.700 angereisten Journalisten nicht mitgezählt sind. Hinzu kommen auch noch die rund 1.200 Mitglieder der verschiedenen Länderdelegationen.
20,6 Millionen Euro lukriert
In Summe geht man in Malmö von 48.100 individuellen Besuchern des ESC aus, wovon 31.700 Touristen waren und davon 18.400 ausländische Gäste. 18 Prozent der für den Song Contest nach Schweden reisenden Ausländer waren demnach Briten, 16 Prozent Deutsche und 14 Prozent kamen aus dem Nachbarland Dänemark. Mit den Touristen, die im Schnitt 4,5 Tage in der Stadt blieben, lukrierte man allein in Malmö und Region 65.000 Übernachtungen. Hier kamen aber noch geschätzte 27.200 im nur durch die Öresundbrücke getrennten Dänemark hinzu.
Ohne die Ticketkosten gab der durchschnittliche ESC-Tourist während seines Aufenthalts in Malmö 562 Euro aus. Die Sondereffekte auf den Tourismus beliefen sich damit insgesamt auf rund 17,8 Mio. Euro. Hinzu kommen noch weitere 2,8 Mio. Euro an Einkünften etwa durch Vermietung der Malmö Arena oder die Konsumation der Techniker des Events auch schon im Vorfeld. Diese beiden Zahlen zusammengenommen (20,6 Mio. Euro), würden rechnerisch einem Plus von 130 Vollzeitarbeitsplätzen im Tourismus entsprechen, so Berglund&Wiberg.
Der Eurovision Song Contest ist eine Veranstaltung enormen Ausmaßes - sowohl was die Zuschauerzahlen als auch den logistischen Aufwand betrifft. Entsprechend gut muss sich der jeweilige Ausrichter mit den Gegebenheiten dieses größten Musikwettbewerbs der Welt auseinandersetzen - was in den Vorjahren zu unterschiedlichen Lösungen geführt hat, wie der Blick auf die fünf vergangenen Ausgaben zeigt.
Auch wenn die genaue Summe variiert, werden die Aufwendungen für einen ESC meist mit rund 25 Mio. Euro kalkuliert, wobei hier nicht alles allein vom heimischen Fernsehsender zu tragen ist. So waren heuer in Kopenhagen 700 Crewmitglieder für das Event verantwortlich, die um 500 Freiwillige während der Hochphase ergänzt wurden. Immerhin geht es um eine Fernsehshow, für deren drei Teile (zwei Halbfinale und das große Finale) heuer in Summe 180 Millionen TV-Zuschauer kalkuliert wurden. Und allein die Zahl der anreisenden Journalisten belief sich heuer auf 1.600.
Als Norwegen 2010 den ESC auszurichten hatte, beliefen sich die Gesamtproduktionskosten auf rund 25 Mio. Euro, von denen die staatliche Rundfunkgesellschaft NRK etwa 16,25 Mio. Euro zu tragen hatte. Zur Finanzierung wurden mehrere Fernsehserien und Shows vorübergehend eingestellt sowie die Übertragungsrechte der Fußball-WM wieder verkauft. Die auf Fußballspiele und Konzertveranstaltungen ausgelegte Telenor Arena in der Metropolregion von Oslo fasste damals gut 18.000 Zuschauer.
Größer wurde es dann im Folgejahr im deutschen Düsseldorf. Schließlich fand hier der ESC in der Esprit Arena statt, die 35.000 Zuschauern Platz bot. Allerdings musste dafür dem eigentlichen Hausherrn, dem Fußballklub Fortuna Düsseldorf, nebenan für 2,8 Mio. Euro ein temporäres Stadion errichtet werden. Die weiteren Kosten der Stadt Düsseldorf wurden auf rund 7 Millionen Euro beziffert. Obgleich die Zahl der Journalisten mit 2.500 deutlich über den Vorjahren lag, blieben die Ausgaben für den Ausrichter ARD 2011 mit rund 12 Mio. Euro niedriger. Die Kosten für Stadt und Fernsehsender summierten sich mithin auf gut 22 Mio. Euro. Die Einnahmen aus Ticketverkäufen, Sponsor- und Teilnahmegebühren betrugen 3,8 Mio. Euro.
Weniger transparent gestaltete sich die Finanzsituation 2012 in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. Hier wurde am Ufer des Kaspischen Meeres eigens die Crystal Hall errichtet, die für den ESC 16.000 Zuschauer fasste und laut Schätzungen bis zu 140 Mio. Euro kostete. Die Gesamtkosten für die vom Staatssender ITV ausgerichtete Veranstaltung in der autoritär geführten Ex-Sowjetrepublik wurden vom East-West Research Centre in Baku einschließlich des Baus neuer Straßen und einer Uferpromenade damals auf eine halbe Milliarde Euro geschätzt.
Auf kleinere Dimensionen setzte dann im Vorjahr Schweden, als der Song Contest im nur gut 300.000 Einwohner zählenden Malmö stattfand. Der Sender SVT ließ die Show in der erst wenige Jahre zuvor eröffneten, multifunktionellen Malmö Arena über die Bühne gehen, die sonst hauptsächlich einem Eishockeyteam als Standort dient. Für den Song Contest fanden 12.000 Zuschauer Platz, wobei das Budget in Schweden mit rund 18 Mio. Euro deutlich moderater als in den Vorjahren ausfiel.
Tiefer in die Tasche greifen musste hingegen heuer in Kopenhagen das Danmarks Radio ( DR), das mit 25 Mio. Euro Budget kalkuliert hatte. Allerdings schlug der aufwendige Umbau des Veranstaltungsorts B&W-Hallerne, einer einstigen Schiffswerft, mit einer mobilen Tribüne für etwa 11.000 Zuschauer mit rund 3 Mio. Euro mehr zu Buche als veranschlagt.
Übersicht: Der ESC von 2010 bis 2014
Jahr | Land (EW) | Stadt (EW) | Halle (Größe) | Teiln. |
2014 | Dänemark (5,6 Millionen) | Kopenhagen (559.000) | B&W Hallerne (11.000 Zuschauer) | 37 |
2013 | Schweden (9,6 Millionen) | Malmö (313.000) | Malmö Arena (12.000) | 39 |
2012 | Aserbaidschan (9,2 Millionen) | Baku (2,06 Mio.) | Crystal Hall (16.000) | 42 |
2011 | Deutschland (80,7 Millionen) | Düsseldorf (594.000) | Düsseldorf Arena (36.000) | 43 |
2010 | Norwegen (5,1 Millionen) | Oslo (635.000) | Telenor Arena (20.000) | 39 |
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