Schlechte Erfahrungen einer schwarzen Katze

Eine schwarze Katze vor einem weißen Hintergrund und eine weiße Katze vor einem schwarzen Hintergrund.
atHart ins Gericht geht Michael Vesely, online-affiner Gastgeber des Wiener Restaurants Reisinger's, mit Couponing-Handel im allgemeinen und Daily Deal im speziellen. Er beruft sich, wie er bei Digital Affairs in einem Blog-Beitrag publiziert, auf die Schließung des Lokals Zur schwarzen Katze, die er als Folge von Gutschein-Vermarktung sieht, und die er nicht auch als missglückter Rettungsversuch von güter Küche kombiniert mit schlechtem Wirtschaften interpretieren will.
Dumme und dümmste Entscheidungen

Auf der mittlerweile geschlossenen Website der Schwarzen Katze war publiziert worden, dass "das Fass zum Überlaufen das Desaster mit den DailyDeal-Gutscheinen gebracht hat". Daran ist eine Selbsterkenntnis gekoppelt: "Von vielen unternehmerisch fragwürdigen Entscheidungen war das mit Abstand die dümmste, die wir je getroffen haben." Diese gründet sich wiederum auf Folgendem: "Nicht nur die Bedingungen der Firma DailyDeal selbst sind, gelinde gesagt, ungünstig. Viel, viel schlimmer sind die Erfahrungen mit dem Großteil der Gutscheinkäufer."

Vesely teilt den Albtraum der Schwarzen Katze und untermauert ein gängiges Problem im Gutschein- und Schnäppchen-Handel. Von diesen Angeboten werden professionelle Billig-Käufer, Rabatt-Jäger und Preisnachlaß-Tanten in Österreich magisch angezogen, die mit ihren Abstaub-Fertigkeiten keine Absicht haben sich aufgrund des rabattierten Angebots an den Anbieter zu binden. Die Billig-Jagdgesellschaft rentiert sich für Nachlasser nicht.

Vesely dazu: "Der Wirt zahlt bei jedem Gutschein konsumierten Essens drauf, weil nach Abzug des Rabatts und der Gebühren für Groupon und Co. weniger übrig bleibt als der reine Materialwert der Speisen."

Am Ende hilft keine Gutschein

Theoretisch passt ein Wirt oder anderer Anbieter diesem deckungsbeitragsfreien Angebot sein Kunden-Service an. Auf der anderen Seite der Theke stehen wieder Konsumenten, die annehmen das ein verbilligtes Angebot auch mit schlechtem Service "geahndet" wird ohne für dieses Vorurteil ein Indiz zu finden. Sie kennen ja die Anbieter nicht unbedingt. Dazwischen sitzen pikierte Stammgäste, die die Couponistas auf den ersten Blick erkennen und sich ihren Kopf über ihren Lieblingswirt zerbrechen.

Die Couponing-Kunden "rächen" sich dann wieder in Foren für ihre irregeleitete Wahrnehmung und schreiben Online-Foren mit ihren vermeintlichen und natürlich auch tatsächlichen Negativ-Erlebnissen voll.

Veselys einseitige Konklusio: "Ein DailyDeal-Angebot ist deshalb nicht nur kurzfristig wirtschaftlicher Wahnsinn, sondern zerstört nachhaltig die mühsam aufgebaut Marke."

Dieser Schluß mag zulässig sein, ist aber im Falle der Schwarzen Katze nur ein Teil, wahrscheinlich der kleinere, der ganzen Wahrheit.

Das Lokal sperrt am 14. April zu. DailyDeal dafür verantwortlich zu machen, ist dreist. Die Gutschein-Aktion war wahrscheinlich schon ein Rettungsaktion und aus falschen Hoffnungen heraus initiiert. Sie beschleunigte nur einen Prozess der ohnehin nicht aufzuhalten war.

Michael Vesely - Blogbeitrag - Digital Affairs Weiters: DiePresse.com

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