Prenner spürte, dass `das mit mir zu Ende geht´

Ein lächelnder Mann mittleren Alters in einem gelb gestreiften Hemd.
Franz Prenner ist Mediaprint-Geschichte. Er war in der Geschäftsführung des Konzerns - neben Thomas Kralinger und Bernhard Schneider - vor allem für Marketing und Anzeigenverkauf bei Kronen Zeitung und Kurier zuständig. Sein Drei-Jahres-Vertrag sollte ursprünglich bis zum 30. Juni 2010 laufen. Bis dahin gibt es noch Geld, der Schreibtisch in der Muthgasse ist allerdings schon geräumt. atmedia.at: Sind Sie an der Mediaprint gescheitert oder die Mediaprint an ihnen? Franz Prenner: Nein, so kann man es nicht sehen. Es ist nur so, das eine Umstrukturierung der Konzern im Gange ist. Daran wird heftig gewerkt und danach wird man sehen, wer in Zukunft für was zuständig ist. Wie hat sich ihr Ausscheiden konkret gestaltet
Prenner:Ich habe mich mit dem Vorsitzenden des Gesellschafterauschusses auf die einvernehmliche Vertragsauflösung geeinigt. Damit kann ich frühzeitig aus dem Unternehmen rausgehen und mir mein Leben neu ordnen. Es gibt keine `Bad Feelings´ zwischen uns.

Haben Sie eine Konkurrenzklausel?
Prenner:Ja, für die Laufzeit meines Vertrages. Ich kann mir für die Zeit danach einen neuen Job suchen, egal wann, egal wie, egal wo. Ich glaube aber nicht, dass ich noch einmal im Print-Geschäft auftauchen werde.Dann kam die Rezession

Aber es hat Ihnen gefallen?
Prenner: Wir haben im ersten Jahr, in dem ich da war, von Juli 2007 bis Juni 2008, die Mediaprint hat ein verschobenes Geschäftsjahr, den zweithöchsten Anzeigenumsatz aller Zeiten erwirtschaftet. Sowie einen deutlich höheren Gewinn als die vorherige Geschäftsführung budgetiert hatte. Alle waren happy. Und dann ist die Rezession eingetreten, im Dezember 2008. Bis dahin waren wir voll im Plan, haben sogar den höchsten Anzeigenumsatz angepeilt.

Und dann ...?

Prenner: ...haben wir plötzlich gemerkt, in der Krone etwas weniger als im Kurier, dass die Kunden sparen, sparen, sparen. So ist der Stellenmarkt regelrecht weggekippt. Das zwar überall, auch im Standard, aber da der Kurier einen wesentlichen Anteil seiner Einnahmen über den Stellenmarkt lukriert, trifft es ihn wesentlich härter. Wir haben zwar geackert und geackert, aber die Krise hat bei der Krone einen einstelligen, beim Kurier einen zweistelligen Rückgang verursacht. Es gibt noch immer Gewinn - aber dieses Jahr musste ich Schultern.

Demnach hat sie die Krise bezwungen?
Prenner: Nein, wer mich kennt weiß, dass ich ein Kämpfer bin. Aber wenn man mitkriegt, dass die Mediaprint umgebaut wird, dass die WAZ ihre Anteile Hans Dichand anbietet, dass die Anzeigenabteilungen vielleicht in die Verlage zurückgehen sollen, dass da ganz andere Ideen in den Köpfen herumschwirren, die aber nie ausgesprochen werden, dann spürst Du, dass das mit mir zu Ende gehen muss und mein Vertrag nicht verlängert wird.

Keine erpresserischen Rabattforderungen

Was ist leichter zu verkaufen. Print- oder Fernsehwerbung?
Prenner: Fernsehen! Der größte Unterschied zwischen den beiden liegt in der Planung und in der Kundenstruktur. Der Markenartikler macht im Fernsehen vor allem sein Image, der Handel im Print vor allem seine aktuellen Angebote. Dafür ist Print weniger medientechnisch geplant als TV. Dort gibt es jeden Tag die Quoten, bei den Tageszeitungen gibt es zweimal im Jahr die Medienanalyse und das im Nachhinein. Und dann gibt es in Print den Markt der kleinen Wortanzeigen. Das ist zwar ein Klein-Klein-Geschäft, kommt teilweise automatisch, muss aber teilweise sehr stark akquiriert werden. Im Fernsehen kennt man das nicht.

In Deutschland stellen Anzeigenagenturen teilweise gnadenlose Rabattforderungen an die Medien. In Österreich auch?
Prenner: Nein, so dramatisch ist es nicht. Der Druck und die Verhandlungen sind zwar wesentlich stärker geworden, aber erpresserisch ist es nicht. Natürlich wollen die Agenturen dem Kunden einen guten Preis organisieren, aber sie vergessen nicht, dass das Medium weiterleben muss.

Wie jagt man mit Print dem Fernsehen Anzeigen ab?
Prenner: Ich habe es versucht, zum Beispiel mit Live in der Krone am Freitag. Dort haben Markenartikler jetzt das gute Papier, welches sie mögen. Dadurch konnten neue Etats gewonnen werden, die sonst nicht in die Tageszeitung gehen.

Langlebige Tageszeitungen

Wie bewältigte man die Zwei-Marken-Strategie der Mediaprint. Da Krone, da Kurier?
Prenner: Es ist gar nicht so schwierig, weil es zwei unterschiedliche Produkte mit unterschiedlichen Zielgruppen in unterschiedlichen Regionen sind. So erscheint der Kurier in Buchform, mit unterschiedlichen Themen, da kann man sich anders präsentieren. Wenn man zum Beispiel nur im Osten, wo der Kurier stark ist, günstig inserieren will, nimmt man diesen. Für ganz Österreich ist die Krone vorn, die es überdies geschafft hat, dass jeder Ort glaubt die Zeitung sei speziell für ihn gemacht. Ich hab es so gehalten: wenn es Umsätze bringt oder erhält hab' ich mich stets eingesetzt, egal ob Krone oder Kurier.

Wie hoch ist der Einfluss der Gratiszeitungen auf Kauf- und Abo-Zeitungen?
Prenner: Ich kann nur sagen, die einzige Gratiszeitung die wirklich stark ist, ist Heute. Alles andere hat die Mediaprint nicht gespürt, ganz ehrlich. Was Österreich betrifft, das für mich eine reine Gratiszeitung ist: Schauen Sie bewusst rein, man kann nicht davon ausgehen, dass dort alles voll bezahlt ist. Und sollte Eva Dichand, die im Osten besonders stark ist, irgendwann Heute am Wochende machen, wird es bei den Kaufzeitungen eher dem Kurier schaden.

Wie ändert sich das Leser- und TV-Verhalten durch das Internet?
Prenner: Noch nicht signifikant, wenn es um die Frage geht, ob das Netz ein Zeitungsersatz ist. Man ignoriert es deshalb auch ein wenig. Also: Definitiv nein, was die Auswirkungen betrifft. Dabei nehme ich die Social Networks wie Facebook, Twitter oder andere aus. Das wird sehr stark zunehmen, was mit vielen Lebensumständen zu tun hat, wie Single-Dasein, Vereinsamung, und, und, und. Grundsätzlich glaube ich aber, dass Tageszeitungen noch lange existieren werden.

Wo wird man Sie in Zukunft sehen?
Prenner: Ich will jetzt wirklich einmal nachdenken, meine Gedanken gehen eher in Richtung Auftraggeberseite und Agenturseite. Dort gibt's ein paar sehr gute Freunde und es gibt einige gute Projekte die wir angedacht haben.

Ihr schlimmer Unfall ist Geschichte?
Prenner: Darüber rede ich ganz offen, weil Berichte darüber teilweise skandalös waren. Ich war privat in Paris, mit meiner Familie. Wir sind spazieren gegangen, es war ein wunderschöner Tag, und das ist das Letzte, woran ich mich erinnere. Vier Tage später bin ich in Wien auf der Intensivstation aus dem Koma erwacht. Eine Venenerweiterung im Gehirn hatte eine Ohnmacht ausgelöst. Ich bin wie ein Stück Holz umgefallen und erlitt dadurch einen achtfachen Schädelbruch. Die Vene wurde repariert, der Schädel ist okey und ich habe absolut keine Beeinträchtigung mehr.

atmedia.at/ Franz Prassl

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