ORF: Wrabetz gibt St. Marx noch nicht auf

Ein Mann mit Brille gestikuliert vor einem Bildschirm.
Interview: Trotz Abfuhr durch die Arbeitsgruppe ORF-Standort bleibt St. Marx für General­direktor Alexander Wrabetz eine Option.

Die Standort-Arbeitsgruppe des ORF-Stiftungsrates hatte am Montag ihre Arbeit eingestellt. Sie wandte sich so gegen den Wunsch von ORF-Chef Alexander Wrabetz nach einem Neubau in St. Marx und kritisierte die vorgelegten Zahlen als "weder schlüssig noch vergleichbar."

KURIER: War das ein Misstrauensakt gegen Sie? Und stimmt es, dass Ihnen mit der Abwahl gedroht wurde?

Alexander Wrabetz: Nein, das ist nicht korrekt. Ich sehe das Ergebnis auch nicht als Misstrauensakt und lasse mir auch nicht drohen. Es ist gut, dass gestern in der Arbeitsgruppe – ohne dass man sich im Detail mit den Zahlen und Unterlagen auseinander gesetzt hätte – klar geworden ist, dass dort gewisse Annahmen nicht geteilt werden. Die Kräfte der Beharrung sind stärker als die Kräfte der Veränderung. Das ist fürs Erste zur Kenntnis zu nehmen.

Gab es Fehler in der Vorbereitung – jede Berechnung hatte andere Gewinner?
Es gab keine Fehler, aber der Ansatz, die Stiftungsräte in dieser frühen Phase soweit miteinzubeziehen, dass es also eine Art Mitarbeit bei der Weiterentwicklung der Varianten gab, war sehr fordernd. Die Zahlen, die die kaufmännische Direktion und die Experten von Accenture vorgelegt haben, sind korrekt. Aber natürlich ändern sich Ergebnisse, wenn Annahmen sich ändern.

Was ist Ihre Erkenntnis aus den Berechnungen?
Alle Modelle haben gezeigt, dass die drei Varianten – Neubau, Konzentration auf dem Küniglberg und Status quo – im ökonomischen Ergebnis nahe beisammen liegen. Deshalb kommt man um eine strategische Entscheidung nicht herum. Die überwiegende Mehrheit in der Arbeitsgruppe war aus unterschiedlichen Gründen der Meinung, dass es besser sei, den Status quo beizubehalten. Ein Betriebsrat will zum Beispiel natürlich keine Synergien, andere haben Vorbehalte gegen Mietmodelle et cetera.

Sie plädierten für St. Marx. Ist das weiter eine Option?
Es müssen in jedem Fall Entscheidungen getroffen werden. Meine Präferenz ist die Neuaufstellung des ORF. Ich halte das auf lange Sicht für sehr wichtig. Aber natürlich hat die Arbeitsgruppe ein starkes Votum abgegeben.

 

Unterstützung aus Wien

Unterstützung erhielt Wrabetz am Dienstag von Wiens Bürgermeister Michael Häupl. Er meinte, "dass es für den ORF gut wäre, nach St. Marx zu ziehen". ORF-Wirtschaftschef Richard Grasl erklärte, dass eine Entscheidung über die Variante bis Jahresmitte fallen müsse. Für den bürgerlichen Stiftungsrat Franz Medwenitsch führt kein Weg an "der Reform und Modernisierung des Unternehmens vorbei. Das ist völlig unabhängig vom Standort notwendig."

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