ORF und ATV bieten gemeinsam um TV-Rechte an Fußball-Europa League

Der ORF und der Privatsender ATV bieten gemeinsam um die Rechte an der Fußball Europa League 2015 bis 2018. Dies berichtete ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Donnerstag dem ORF-Stiftungsrat. Nach dem Streit zwischen ATV und der ProSieben-Puls 4-Gruppe, die im Austritt ATVs aus dem Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) gipfelte, ein Signal für ein engeres Zusammenrücken von ORF und ATV am österreichischen Fernsehmarkt.
Bisher liegen die Rechte für die Europa League beim ORF. Auch Puls 4 dürfte für das Paket ein Angebot legen. Offizielle Kommentare zum strategischen Zusammenspiel der beiden Sender gab es vorerst nicht. "Wir befinden uns in einem laufenden Bieterverfahren und geben daher keinen Kommentar dazu ab", sagte ATV-Chef Martin Gastinger auf KURIER-Anfrage.
Schwerpunkt Song Contest
Neben dem europäischen Fußball stand bei der Sitzung des obersten ORF-Gremiums der Song Contest im Mittelpunkt. Der ORF-Stiftungsrat genehmigte die Jahressendeschemata der ORF-Sender für 2015, der große Schwerpunkt im ersten Halbjahr ist der Eurovision Song Contest.
Auch die Bundesländer-Information 2015 stand im Fokus des ORF. Fernsehdirektorin Kathrin Zechner prüft demnach derzeit mit den ORF-Landesdirektoren den Ausbau der "Bundesland heute"-Schiene, gilt doch das Format quotentechnisch als erfolgreichste Sendung im ORF-Programm. Zur Diskussion steht dabei eine Art Bundesländer-Flash in der Länge von vier Minuten vor der "Zeit im Bild 2" oder eine Verlängerung von "Bundesland heute". Stiftungsräte schlugen etwa einen früheren Beginn um 18.30 oder 18.45 Uhr vor. Die ORF-Geschäftsführung wies allerdings auf die hohen Kosten einer solchen Lösung hin.
Wirtschaftlich hat sich der ORF 2014 bisher gut entwickelt, wie Finanzdirektor Richard Grasl den Gremien berichten konnte. Die ORF-Muttergesellschaft hat in den ersten drei Quartalen ein positives Ergebnis (EGT) in Höhe von 17,4 Millionen Euro erzielt, und auch das Konzern-EGT liegt nach den ersten drei Quartalen mit 27,1 Mio. deutlich über dem ursprünglichen Planwert von 23,1 Mio. Euro. "Striktes Kostenmanagement" sowie "Verbesserungen auf der Ertragseite" wurden vom ORF-Management als Gründe für diese Entwicklung genannt.
So lag etwa der Personalaufwand des Senders zum Ende des dritten Quartals mit 250,9 Mio. Euro um 6,4 Mio. unter dem aliquoten Plan. Die Werbeeinnahmen im ORF-Fernsehen betrugen von Jänner bis September 98,1 Mio. Euro und lagen damit um 2,2 Prozent über dem Finanzplan 2014 und um 0,7 Prozent über dem ausgewiesenen Vorjahreswert. Die Radiowerbung lag mit 48,7 Mio. Euro unter Plan.
Minus reduziert
Etwas entspannt hat sich unterdessen die Budgetlage im Hörfunk. Lagen die ORF-Radios nach dem ersten Quartal noch 2,9 Mio. Euro hinter den Budgetzielen, wofür es vom Stiftungsrat Kritik an Radiodirektor Karl Amon gab, hat sich das Minus inzwischen auf 1,7 Mio. Euro reduziert. Aufgrund hoher Fix-, insbesondere hoher Personalkosten kämpfen die ORF-Radios aber weiter mit einem strukturellen Defizit von etwa 1,5 Mio. Euro.
ORF-Generaldirektor Wrabetz präsentierte dem Stiftungsrat unterdessen "ORF-Vorschläge für Anpassungen des ORF-Gesetzes": darunter die "Aufhebung der APP-Beschränkungen", die "Reduzierung von Auftragsvorprüfungsverfahren auf wichtige Fälle", die "Aufhebung des Cross-Promotion-Verbots für ORF III", die "Aufhebung der besonderen Beschränkung von Printwerbung", die Klärung der Gebührenfrage bei "Rundfunkempfang mittels Internet-Streaming-Technologie" sowie die "Beschränkung des Reminder-Verbots". Eine entsprechende ORF-Gesetzesnovelle könnte nach Meinung von Stiftungsräten im ersten Halbjahr 2015 umgesetzt werden. Auch der VÖP soll dem Vernehmen nach diese Woche einen entsprechenden Forderungskatalog an die Medienpolitik beschlossen haben.
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