ORF setzt auf YouTube & Co

Eigene Kanäle auf YouTube etwa im Comdey-Bereich, mehr Apps für Tablets und Smartphones und verstärkte Bemühungen auf Facebook stehen laut ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz auf der To-Do-Liste des Öffentlich-Rechtliche. "Wir wollen unsere Aktivitäten auf den bestehenden Facebook-Seiten kontinuierlich weiterentwickeln" und eine Arbeitsgruppe prüfe gerade "ein paar spezielle YouTube-Kanäle", sagte der ORF-Chef dem Standard. So könnten etwa die Comedy-Angebote des ORF auf YouTube intelligent zusammengefasst werden.
Video-Vermarktung
Probleme gibt es indes bei der geplanten gemeinsamen Video-Vermarktung von ORF und Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ). "Die wird sehr schwer umsetzbar sein - wenn überhaupt. Es gab mehrere Gespräche mit der Bundeswettbewerbsbehörde. Sie deuten darauf hin, dass die Behörde uns da so viele Probleme bereitet, dass die ursprünglich geplante Form nicht umsetzbar sein wird." Wrabetz ergänzt: "Wenn es nicht mit einem eigenen Vehikel geht, könnten wir versuchen, das über die APA zu organisieren. Das wird jetzt geprüft."
Nationales Wettbewerbsrecht mache auch in Österreich die Zusammenarbeit gegen globale Riesen wie Google oder Facebook schwieriger, kritisiert Wrabetz. Österreichs Medien, die erst im Frühjahr den nationalen Schulterschluss gegen die internationale Konkurrenz propagierten, sieht der ORF-General insgesamt noch zu uneinig: "Kaum kommt man zur konkreten Medienrealität und zu einvernehmlichen Lösungen, dann finden sich plötzlich alle wieder in ihren Medien-Schrebergärten wieder, die sie ängstlich behüten. Dann achten die Zeitungen und die Privatsender peinlich genau auf die Umzäunung des ORF, statt sich um ihre eigenen Gärten zu kümmern. Zum Beispiel, wenn man auf die unsinnigen Beschränkung für ORF-Apps kommt, die das Leben und Gestalten mühsam macht. Meine Erfahrung ist: Wenn es konkret wird, bleibt vom Schulterschluss oft nichts übrig."
ORF-Wahl
In Sachen ORF-Wahl 2016 hält sich Wrabetz noch bedeckt."Ich werde das jetzt nicht ankündigen." Von einer etwaigen Gegenkandidatur von Finanzdirektor Richard Grasl geht Wrabetz nicht aus. Sein Direktorium mit Grasl, Fernsehdirektorin Kathrin Zechner, Radiodirektor Karl Amon und Technikdirektor Michael Götzhaber preist Wrabetz als "eines der besten Teams in der ORF-Geschichte". Gleichzeitig kündigt er aber an: "Karl Amon wird in Pension gehen ..." Die neue ORF-Struktur mit einem Infodirektor und einem Head of Creative über alle ORF-Medien komme "erst in der nächsten Geschäftsführungsperiode". Laut Wrabetz soll es aber auch einen klaren Verantwortlichen für die Radioflotte geben, der die Radiointeressen im Gesamtunternehmen vertritt.
Hearings
Die jüngste Aufregung um die Bestellung des Radio-Wirtschaftsressortleiters Rupert Kluger hält Wrabetz für entbehrlich. Kluger gilt als Personalwunsch der ÖVP und seine Bestellung erfolgte nach einem umstrittenen ORF-Hearing ohne Zustimmung von Radiodirektor Amon und ohne Einbindung des Redakteursrats. "Materiell hat es die Gespräche mit den Redakteuren gegeben, und ich kannte ihre Bedenken. Ob das auch formal korrekt abgelaufen ist, wird jetzt ein Schiedsgericht klären." Einig sei man sich mit der Belegschaftsvertretung darin, dass sich die Hearings "nicht gut entwickelt" haben. "Das muss man neu aufsetzen. Insofern bin ich ganz froh, dass der Betriebsrat diese Betriebsvereinbarung aufgekündigt hat", so Wrabetz.
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