ORF-Radio: Redakteure warnen vor Personalengpässen bei Ö1-"Journalen"

Gegen ORF-Wegzug vom Funkhaus mobilisieren Kulturschaffende
Innenpolitik verlor seit 2008 ein Drittel ihrer Belegschaft, Sport müsse ohne Dienstreisebudget "eigentlich Betrieb einstellen".

Die "Alarmstimmung" im ORF-Radio Ö1, die jüngst Radiobetriebsrat Gerhard Moser attestierte, dürfte sich trotz Kalmierungsversuchen seitens ORF-Radiodirektor Karl Amon vorerst nicht gelegt haben. Die Redakteurssprecher haben sich angesichts von Personalengpässen bei den Ö1-"Journalen" nun in einem E-Mail an Amon gewandt. Sie sehen die "journalistische Qualität" in Gefahr, berichtet der Falter.

Derzeit würde der Innenpolitik ein Redakteur fehlen, mangels Nachbesetzung könnten es demnächst zwei sein. "Die Innenpolitik hätte dann nur mehr sieben Redakteure plus Ressortleiter und damit seit 2008 ein Drittel der Belegschaft abgebaut. Es bleibt immer weniger Zeit zum Recherchieren, immer weniger Zeit zum Vorbereiten auf Interviews", warnen die Redakteurssprecher.

Kürzungen beim Dienstreisebudget würden sich wiederum verstärkt auf die Außenpolitik und den Sport auswirken. Dieser habe darüber hinaus kein Sonderbudget für die Fußball-WM, weshalb man nach dem Großereignis in Brasilien keine Dienstreisen mehr machen könne. "Eigentlich muss der Sport den Betrieb ab September einstellen", zitiert der Falter aus dem Schreiben. "Ohne ausreichend Personal sieht sich die Radio-Information außerstande, das Angebot in gewohnter Qualität und Quantität aufrechtzuerhalten." Entweder müssten die Abgänge ersetzt oder der Programmumfang reduziert werden. Eine "Reduktion der Qualität" komme für die Redakteurssprecher "nicht infrage".

"Budget höher als im Vorjahr"

Amon verwies unterdessen auf das Budget, das heuer "sogar leicht höher als ein Jahr zuvor" sei. "Mein Herz hängt derartig an der Information, dass ich alles tun würde, damit die Substanz nicht gefährdet wird", sagte der Radiodirektor der Wiener Stadtzeitung. Der Personalstand sei seit seinem Antritt im Jahr 2010 leicht von 115,7 auf 118,5 Vollzeitäquivalente-Stellen im Vorjahr gestiegen. Dass es 2009 noch 126 Stellen waren, sei wiederum "die Folge der ersten großen Handshakewelle" gewesen.

Bei den "Journalen" würden aber tatsächlich 1,4 Vollzeitäquivalente fehlen. "Wir arbeiten derzeit an einer Lösung", so Amon, der den Umzug der Radiosender auf den Küniglberg neuerlich verteidigte. In diesem Zusammenhang könne keine Rede von Personalabbau sein. "Wenn durch die Zusammenlegung Kapazitäten frei werden, ermöglicht dies Programmerweiterungen fürs Publikum."

Kommentare