ORF genügen Regulierung, Werbefenster und Online-Riesen

Sechs Männer stehen hinter Tischen mit Mikrofonen bei einer Pressekonferenz.
atAlexander Wrabetz spricht sich erwartungsgemäß gegen eine weitere Beschränkung der Werbemöglichkeiten für den ORF aus. Im Rahmen einer vom Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) veranstalteten Podiumsdiskussion meinte der ORF-Generaldirektor, diese Werbereglementierung würde nicht den heimischen Privatrundfunk-Anbietern "sondern den großen deutschen Medienunternehmen" in die Hände spielen. Deren Erfolg am Publikumsmarkt sowie die vermeintlichen Wertschöpfungsabflüsse der Werbefenster von Privat-TV-Programmen machte Wrabetz als eines der Hauptprobleme für den österreichischen Rundfunkmarkt aus.

Markus Breitenecker, Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 Puls 4-Gruppe ist naturgemäß genau gegenteiliger Meinung. Er plädiert langfristig für eine Trennung bei den Einnahmen für den TV-Anstalten: Der ORF sollte die gesamten Gebühreneinnahmen erhalten. Die Privatrundfunk-Anbieter dafür ohne staatliche Förderungen auskommen und ausschließlich aus Werbung refinanziert werden. Dieser Vorschlag impliziert wiederum die völlige und vom VÖP-Vorsitzenden Klaus Schweighofer wiederholt in den Raum gestellte Forderung nach Werbebefreiung des ORF und einem Ende des für die Werbebewirtschaftung notwendigen Quotendrucks. Breitenecker rechnet schon für die nächste Legislatur-Periode mit weiteren Werbe-Beschränkungen für den ORF.

Ein Mann im Anzug spricht in ein Mikrofon.
Karlheinz Kopf, Mediensprecher der ÖVP, lehnt eine fortgesetzten Gebührenrefundierung für den ORF ab und schlägt vor, statt weitere Staatsmittel einzusacken und Folgekrisen für Dienstleister heraufzubeschwören, zu sparen. (c: conny de beauclair - vöp)

Karlheinz Kopf, Klubobmann und Mediensprecher der ÖVP, erteilte der Fortsetzung der Gebührenrefundierung, die dem ORF in den vergangenen vier Jahren 160 Millionen aus Steuermitteln bracht , eine deutliche Absage. "Dagegen werde ich mich mit Händen und Füssen wehren", veranschaulichte er seine Ablehnung für diese ORF-Mittelzufuhr. Die "Erpressung" durch den öffentlich-rechtlichen Sender mit dem Verweis auf die Förderung der heimischen Filmwirtschaft und deren Krise durch den Entfall der Gebührenrefundierung, sei nicht länger durchzuhalten, argumentiert Kopf. "Auf diesem Ohr höre ich nichts", platziert der Klubobmann eine weitere Ablehnungsmetapher. Stattdessen müsse sich der ORF seiner Ansicht nach den neuen Gegebenheiten anpassen, was auch Sparmaßnahme beinhalte.

Einigkeit herrschte auf dem VÖP-Podium unter den Diskutanten – darunter auch Kopfs ideologischer Widerpart, der SPÖ-Mediensprecher Josef Cap und der VÖP-Vorsitzende Schweighofer – schlussendlich darüber, dass Internet-Riesen also Google & Co tatsächlich die "wahren Gegner" im Kampf um die Werbemillionen der Zukunft sind. Breitnecker forderte, um in diesem Wettbewerb bestehen zu wollen und zu müssen, einmal mehr einen "nationalen Schulterschluß".

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