Online-Shopping transformiert stationären Einzelhandel

Blick in ein belebtes Einkaufszentrum mit mehreren Geschäften auf zwei Ebenen.
atDie Digitalisierung ist ein zweischneidiges Schwert. Sie durchdringt alle Wirtschafts- und Lebensbereiche. Und sie verschafft sich durch gleichzeitiges Verbreiten von Ängsten und Hoffnungen ihren Platz. Derzeit bricht die Digitalisierung, bedingt durch und infolge geändertem Konsumverhalten über den stationären Einzelhandel herein. Respektive ein bislang schleichender Prozess nimmt nun Fahrt auf und gewinnt an Geschwindigkeit. Oder wie dies in der Diktion von RegioPlan Consulting heißt: "Es war einmal ein Shopping Center!"

Das Beratungsunternehmen prognostiziert, dass "in rund zehn Jahren zwischen 20 und 25 Prozent der Einzelhandelsumsätze online erzielt werden". Ob es sich dabei um eine offensive oder defensive Annahme handelt, ist nicht ganz klar. Bezieht man einen aus der Globalisierung resultierenden Anpassungsdruck in Österreich in die Prognose ein, muss man diese Erwartungshaltung als defensiv klassifizieren.

Andererseits diagnostiziert RegioPlan und dessen Geschäftsführer Wolfgang Richter spricht die Tatsache auch ganz offen aus, "eine ganz massive Veränderung" des Einzelhandels durch die Digitalisierung, "die auch das Gesicht der Shopping Center nachhaltig verändern wird".

Denn der prognostizierte Digital-Anteil von 25 Prozent am Einzelhandelsumsatz kann sich, so Richter, in zwei Effekten in der Branche bemerkbar machen: "Entweder wird dadurch rund ein Viertel der Flächen, so wie sie heute im Handel bespielt werden, überflüssig oder die Umsätze im stationären Einzelhandel werden um ein Viertel zurückgehen."

Für den RegioPlan-Geschäftsführer gibt es wenig Zweifel, dass "der stationäre Point-of-Sale natürlich nicht verschwindet, jedoch eine andere Rolle bekommen wird und einnehmen muss".

Multi-Channel-Strategien und deren Umsetzungen machen aus den "braven und oftmals biederen Umsatz-Maschinen Shopping Center" salopp gesagt "Orte der Begegnung".

Oder wie Richter präzisiert: "Es ist denkbar, dass Shopping Center künftig in erster Linie Ort der Warenpräsentation und der Kommunikation sein werden, während die Kaufakte und -abschlüsse viel stärker online beziehungsweise virtuell stattfinden."

Diese einstigen Kauftempel avancieren zu Entertainment- und Kommunikationsorten, was sie, bei entsprechender Betrachtung, ja bereits schon sind. Sie sind eingebettet in eine Retail-Landschaft deren Topographie, wie Richter beschreibt, so aussieht: kleinere, stationäre Flächen; mehr Showrooms und Flagship-Stores; virtuelle und augmentierte Realitäten-Apps in den stationären Shops sowie mehr Pop-up-Stores.

Innenansicht eines Einkaufszentrums mit Oberlicht und Sitzgelegenheiten.
Morgen: Shopping Center werden Warenpräsentations-, Entertainment- und Kommunikationsorte mit kleineren Einzelhandelsflächen, die ausschließlich als Waren-Erlebenis-Punkte fungieren. (c: arthitectural.com)

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