"New York Times" trennt sich von Chefredakteurin Abramson

Das Porträt einer lächelnden Frau mit braun-grauen Haaren.
Herausgeber spricht von "Managementproblemen" in der Redaktion.

Die New York Times trennt sich von Chefredakteurin Jill Abramson, die vor drei Jahren als erste Frau an die Spitze der renommierten US-Zeitung gerückt war. Zum neuen Chefredakteur steigt der bisherige Redaktionsleiter Dean Baquet auf, der als erster Schwarzer den prestigeträchtigen Posten übernimmt. New York Times-Herausgeber Arthur Sulzberger teilte den unerwarteten Wechsel am Mittwoch mit.

Die genauen Gründe für die Entlassung von Abramson waren zunächst unklar. Die New York Times schrieb auf ihrer Website, Sulzberger habe die Entscheidung bei einer Mitarbeiterversammlung mit einem "Managementproblem in der Redaktion" erklärt. Einzelheiten nannte der Herausgeber aber nicht. Die Washington Post schrieb, dass hausinterne Kritiker Abramsons Führungsstil als abgehoben bezeichnet hätten.

"Ich habe entschieden, einen neuen Chefredakteur zu ernennen, weil ich glaube, dass eine neue Führung einige Aspekte des Managements der Redaktion verbessern wird", sagte Sulzberger. Mehr wolle er zu diesem Thema nicht sagen.

Auch Fokus auf Onlineangebot

Abramson trieb in ihrer Zeit den Ausbau des Onlineangebots der New York Times voran. Unter ihr meisterte das Traditionsblatt den Wandel in der Medienbranche besser als viele Konkurrenten in den USA. "Wir haben erfolgreich Schneisen an der digitalen Front geschlagen und sind bei der Erfindung neuer Erzählformen weit gekommen", erklärte die entlassene Chefredakteurin.

Die 60-jährige Journalistin war lange Zeit investigative Reporterin beim "Wall Street Journal", ehe sie 1997 zur New York Times wechselte und dort Chefkorrespondentin in Washington wurde. "Ich habe meine Zeit bei der 'Times' geliebt", erklärte Abramson. "Ich konnte mit den besten Journalisten der Welt arbeiten."

Nachfolger Dean Baquet

Ihr Nachfolger Baquet gewann als Reporter den renommierten Pulitzer-Preis und arbeitete früher als Redakteur für die Los Angeles Times. Der 57-Jährige nannte es "eine Ehre, gefragt zu werden, die einzige Redaktion im Land zu leiten, die tatsächlich besser ist als sie vor einer Generation war". Nach seiner Antrittsrede applaudierten die Mitarbeiter der "New York Times" minutenlang, wie die Zeitung auf ihrer Website schrieb.

Sulzberger erklärte, es gebe "in dieser Zeit keinen Journalisten in unserer Redaktion, der besser qualifiziert ist, die Verantwortung des Chefredakteurs zu übernehmen, als Dean Baquet". Der Herausgeber nannte Baquet zudem einen "einzigartigen Reporter und Redakteur" mit einem "einwandfreien" Gespür für Nachrichten.

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