Neue "Charlie Hebdo"-Auflage steigt auf über sieben Millionen

Eine Verkäuferin steht hinter einem Tresen mit Zeitungen und Süßigkeiten, darunter „Charlie Hebdo“.
Mohammed-Titel sorgt weiter für heftige Proteste von Muslimen. "New York Times" kritisiert Karikaturen.

Die nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo veröffentlichte Ausgabe der französischen Satirezeitung wird eine Auflage von mehr als sieben Millionen Exemplaren erreichen. Dies gab am Freitagabend der Vertrieb MLP in Paris bekannt. Rund 6,3 Millionen Zeitschriften seien innerhalb Frankreichs ausgeliefert worden, 700.000 weitere seien für das Ausland bestimmt.

Der Druck der Zeitschrift werde weiter fortgesetzt, erklärte MLP. Das siebenmillionste Exemplar werde am Samstagabend ausgeliefert. Wie hoch letztlich die Gesamtauflage sein wird, werde erst in einigen Wochen feststehen. Vor dem islamistischen Anschlag auf Charlie Hebdo mit zwölf Toten hatte die Auflage des Satireblattes in der Regel bei 60.000 Exemplaren gelegen.

Eine große Menschenmenge demonstriert mit erhobenen Händen und Flaggen.
A supporter of the religious party Jamiat-e-Ulema Islam (JUI), chants slogans with others in a protest against satirical French weekly newspaper Charlie Hebdo, which featured a cartoon of the Prophet Mohammad as the cover of its first edition since an attack by Islamist gunmen, in Quetta January 23, 2015. REUTERS/Naseer Ahmed (PAKISTAN - Tags: POLITICS CIVIL UNREST MEDIA RELIGION)
Die Überlebenden der Redaktion hatten die neue Ausgabe trotz des blutigen Anschlags erarbeitet. Auf der Titelseite ist eine Mohammed-Karikatur abgedruckt, was neue heftige Proteste in der muslimischen Welt auslöste. Auch am Freitag gingen in verschiedenen Ländern zehntausende Menschen auf die Straße, unter anderem im Iran, in Afghanistan, Pakistan und Indien. Bilder des Propheten Mohammed werden von vielen Muslimen als Blasphemie verurteilt.

Unnötige Beleidigung

Nach den Terroranschlägen in Frankreich hat die New York Times ihre Entscheidung verteidigt, die Mohammed-Karikaturen von Charlie Hebdo nicht zu drucken. "Diese Art von Humor ist eine unnötige Beleidigung", sagte Chefredakteur Dean Baquet dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Der Humor erfülle "nicht die Standards der "Times"". Ein großer Teil der Leser bestehe aus "Menschen, die sich durch Satire über den Propheten Mohammed beleidigt fühlen würden", erklärte Baquet. "Dieser Leser, um den ich mich kümmere, ist kein IS-Anhänger, sondern lebt in Brooklyn, hat Familie und ist strenggläubig.

Viele europäische Zeitungen hatten nach dem Angriff auf die "Charlie Hebdo"-Redaktion vom 7. Jänner die umstrittenen Karikaturen nachgedruckt. Baquet sagte: "Wirklichen Mut beweisen Nachrichtenorganisationen dort, wo es darum geht, zu berichten. Sei es, Reporter zu haben, die über den IS recherchieren, nach Bagdad reisen oder über den Afghanistan-Krieg berichten." IS ist die Abkürzung für die Terrormiliz "Islamischer Staat".

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