Nur die "Silly Walks" gehen nicht mehr
Terry Gilliam nimmt den Kritikern schon vorab den Wind aus den Segeln. "Für mich ist es sowas wie eine vorgezogene Gedenkfeier zu Lebzeiten", sagt der 73-Jährige über das Comeback von Monty Python. Heißt: Die fünf verbleibenden Mitglieder müssen in ihren zehn Shows in London ab Dienstag nicht nach vorn schauen, sie dürfen getrost die Vergangenheit feiern.
Die war glanzvoll: Mit den Sketchen ihres "Flying Circus", mit den "Rittern der Kokosnuß", dem "Leben des Brian" und dem "Sinn des Lebens" setzte die damals noch sechsköpfige Gruppe von den späten 60ern bis in die frühen 80er Jahre Maßstäbe. Das "Ministry of Silly Walks" und die fußballspielenden Philosophen sind längst britisches Kulturgut, mit "Spam" erfand Monty Python einen Sammelnamen für lästige Mails, die erst viele Jahre später aufkommen sollten.
Doch seit Eric Idle, John Cleese, Terry Gilliam, Terry Jones und Michael Palin im vergangenen Sommer ihr Comeback ankündigten, fragten Kritiker misstrauisch und Fans etwas bang: Funktioniert Monty Python noch? Fast oder ganz nackt über den Bildschirm zu hüpfen, mag in den 70ern ein Tabubruch gewesen sein. Heute fühlt sich davon niemand mehr provoziert. Kritik am Establishment, politischer Witz versteckt im Nonsense, ist das nicht alles längst passé?
Vier Jahrzehnte schräger Brit-Humor
Die Spaßmacher selbst sind zuversichtlich. Es sei kein Sketch rausgeflogen, weil sie das Gefühl gehabt hätten, er funktioniere nicht mehr, sagt John Cleese. Auch Eric Idle, der bei den Shows Regie geführt hat, ist sich sicher: "Es ist größtenteils zeitlos." Sie hätten Glück, dass ihr Humor sich eher um allgemeine Typen und lustige Dinge drehe und so langsamer veralte.
Was eigentlich zu sehen sein wird in der Londoner O2-Arena, das ist weitgehend geheim. Das Finnland-Lied soll gesungen werden, "echtes Feuer" versprachen die Komiker, kündigten junge, hübsche Frauen auf der Bühne an, eine Musical-Show mit Monty Python im Zentrum. Ein Sketch wird auf jeden Fall fehlen: Die "silly walks", die albernen Gänge, könne er "wegen verschiedener Operationen" nicht mehr vorführen, sagt Cleese.
Er ist mit 74 der Älteste, Michael Palin mit 71 der Jüngste. Wie übersteht man in dem Alter zehn abendfüllende Bühnenshows in 20 Tagen, wenn man nicht die Rolling Stones ist? "Ich war drei Monate Wandern, bin Hügel hoch und runter gerannt, denn Ausdauer ist das einzige, was man nicht vorspielen kann", erzählt Idle. "Ich bereite mich darauf vor, indem ich mehr schlafe", verrät Cleese. "Ich habe nicht getrunken. Eine Woche lang", witzelt Terry Jones.
Die Frage nach dem Alter gehörte zu den häufigsten in den vergangenen Wochen, sie nehmen sie gelassen. Ein Mitglied mussten sie schon beerdigen. Graham Chapman starb 1989 mit nur 49 Jahren an Krebs. Die verbleibenden Pythons erinnern an ihn typisch schwarz-humorig im Titel ihrer Show: "One down, five to go". Übersetzt heißt das etwa: "Einer ist weg, da waren's nur noch fünf".
Die erste Tranche der Monty-Python-Show war nach 43,5 Sekunden ausverkauft. Gleich zehn Mal beglückt die legendäre britische Komikertruppe im Juli in der Londoner O2 Arena ihre Fans: 16 Jahre nach ihrem letzten Reunion-Auftritt ("Live at Aspen", 1998) stehen sie mit " Monty Python live (mostly): One Down, Five To Go" auf der Bühne. Auch hierzulande gibt es die Chance, die betagten Komiker zu erleben: Cineplexx überträgt die letzte Show am 20. Juli in neun ausgewählten Kinos live.
Mehr als 2.500 Kinos weltweit zeigen die zweieinhalbstündige Show von John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin - allesamt um die 70 Jahre alt - live. In Österreich ist man in den Cineplexx-Kinos Wienerberg, Hohenems, Graz, Linz, Salzburg City, Wörgl, Villach, Wiener Neustadt und im Village Cinema Wien Mitte ab 20 Uhr mit Tickets um 25 Euro dabei. Der Vorverkauf hat bereits begonnen.
INFO: www.cineplexx.at
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