Medien übermorgen

at"Google liefert Verlegern Milliarden Links. Sie profitieren von dieser Verlinkung und müssen sie kommerzialisieren. Content wird und muss überall sein. Rupert Murdoch versteht diesen Paradigmen-Wechsel in der Medien-Industrie nicht mehr", eröffnet Jeff Jarvis den zweiten Medien-Tage Nachmittag. Das mediale Öko-System wird grösser, fragmentierter, vielfältiger und komplexer. Und es ist alles gratis, glaubt er.
Facebook ist eine Telekommunikationsdienst

Jarvis: "News wird es, wegen der ständigen Interaktion von Menschen ständig und überall geben." Dieses Eindringen der Menschen in das Hoheitsgebiet klassischer Medien-Unternehmen verändert die gesamte Industrie. Das erfordert, dass Journalisten unternehmerisch zu denken haben und wie Unternehmer agieren müssen. Sie müssen sich in der News- und Werbewelt von morgen selbst um die Nachhaltigkeit und Profitabilität ihrer Inhalte kümmern. Jarvis: "Sie können das sicher schaffen allerdings zu einem niedrigen Preis als bislang gewohnt."

Nach der Konferenzschaltung zu Jarvis nach New York nimmt man sich wieder in Wien der Zukunftsszenarien an. ORF-Manager Franz Manola, gebeten um ein im Jahr 2030 angesiedeltes Szenario, wagt sich nur bis 2020, um bei der Microsoft-Ankündigung des Tablet-PC vor nahezu zehn Jahren zu beginnen. "Es wird so etwas wie eine Medienökologie geben in der wir unser gegen Medien wehren werden. Das was Jarvis prognostiziert, wird nicht eintreten", stellt Manola klar. Er wirft ein, dass sowohl Österreicher wie Deutsche im Jahr deutlich mehr in TV-Geräte investieren als in iPad, iPhone und Konsorten.

Ideale Lesegeräte, höherer Technik-Anteil

Bürgerjournalisten, wie sie sich Jeff Jarvis vorstellt, wird es durchaus auch in Österreich geben. Eine Einbindung wie er sie prognostiziert, wird es zumindest bei der Austria Presse Agentur mittelfristig nicht geben, erklärt Geschäftsführer Peter Kropsch. Die Einbindung ist, wie testweise Versuche in der Vergangenheit zeigten, nur unter erheblichem Aufwand möglich und sprengen wirtschaftliche Rahmenbedingungen in klassischen Medien-Unternehmen. Die Nachrichten-Agentur der Zukunft, skizziert Kropsch, wird einen weitaus höheren technischen Leistungsteil haben als bisher.

"Wir verfolgen die Strategie mit unseren Inhalten und Medienmarken unabhängig vom Verbreitungsweg Geschäfts zu machen. Das gilt für die Gegenwart und die Zukunft. Der Inhalt und die Marke sind das Wesentliche", macht WirtschaftsBlatt AG-CEO Hans Gasser klar. Tablet-PCs werden einen "essentiellen Anteil am Umsatz bekommen". Davon ist der erklärte iPad-Fan-Gasser - "ein ideales Lesegerät" - überzeugt und gibt auch Springer-CEO Mathias Döpfner in seiner Einschätzung der Mobile-Welt für das Mediengeschäft recht.

Vertrauen und Nähe

"Unser Retter ist die Publikumsnachfrage und nicht Apple, Werbung oder Gebühren", stellt Universal Austria-Boss Hannes Eder klar. Für ihn ist Vertrauen ein Schlüsselbegriff. Publikumsnachfrage basiert auf Vertrauen. Mit diesm Begriff entkräftet er auch Jarvis Prophezeiung der Zukunft von Bürgerjournalisten. "Ich kaufe nicht, wenn mir das Vertrauen fehlt. Weshalb soll ich einem Bürgerjournalisten vertrauen, den ich nicht kenne", sagt Eder. Die Zukunft der Musik-Industrie bildet sich aus den Brands also den Künstlern einer Platten-Firma und das Vertrauen die diese genießen, schließt der Universal Austria-Geschäftsführer.

Eine erste Pro-Stimme zu Jarvis Medienszanrio liefert T-Mobile Austria-Geschäftsführer Robert Chvátal. Er teilt Jarvis Ansichten zur mobilen Zukunft. Mobile ist sehr persönlich, lokal und somit das Medium der Nähe. Dazu brauchen Mobilfunk-Unternehmen neue, leistungsstärkere Netze, mehr Breitband, gute Smartphones und einfache Tarifstrukturen. "Daran und auch daran, dass die Null-Euro-Politik zu Ende geht, arbeiten wir", merkt Chvátal an.

atmedia.at

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