Letzte Raab-Show am 19. Dezember
Der Termin für den TV-Abschied von Stefan Raab ist nun fixiert. Exakt fünf Tage vor Weihnachten wird der dann 49-Jährige sein Fernsehfinale hinlegen. Am 19. Dezember moderiert der Entertainer in Köln die letzte Ausgabe seiner ProSieben-Show „Schlag den Raab“ und tritt dann von der TV-Bühne ab. Das sagte Raabs Management am Freitag auf Anfrage.
Raab, seit 16 Jahren für ProSieben im Geschäft, hatte am Mittwochabend angekündigt, ab 2016 seine „Fernsehschuhe“ an den Nagel zu hängen. Über seine Beweggründe schwieg sich das Management aus.
Für die aufgezeichnete Sommershow „Schlag den Star“ hat ProSieben vier Ausstrahlungstermine anberaumt: Den 4. und 18. Juli sowie den 1. und 15. August. In diesen Sendungen steht Raab nicht im Mittelpunkt, sondern moderiert das Aufeinandertreffen zweier Stars. Den Anfang machen am 4. Juli Ex-Fußballprofi Stefan Effenberg und ProSieben-Moderator Daniel Aminati.
Die Fernsehshows von Stefan Raab
Im Jahr 2003 sagte Stefan Raab in seiner Talkshow Folgendes: "Die ARD kippt die Volksmusik aus dem Programm. Oder man könnte auch gleich sagen: Die ARD stellt den Sendebetrieb ein."
Zwölf Jahre später könnte man das Gleiche über ProSieben sagen: Stefan Raab geht in Pension. Was bleibt dann von ProSieben übrig? Joko und Klaas? Heidi Klum? Klingt ... unerfreulich.
Twitter: So reagiert das Netz auf den "Abschied total"
Oder, wie es der deutsche Moderator und Komödiant Simon Gosejohann auf Twitter formulierte: "Ich habe ein bisschen Sorge, dass Raab das ganze TV abschaltet."
Es erzählt einiges über den kreativen Zustand des deutschsprachigen Fernsehens, dass der Abgang von Raab als Naturkatastrophe angesehen wird – also eines Mannes, der seine besten Zeiten selbst weit hinter sich hatte. Seine Talkshow "TV Total", früher ein verlässlicher Lieferant von bissig-großartigen Pointen, aus gefeilten Tabubrüchen und schrägen Ideen, fuhr seit Langem bestenfalls noch Dienst nach Vorschrift.
Die besten (bösesten) Sprüche
Im Jahr 2000 bekam Raab die KURIER-ROMY für das damals ganz neue "TV Total" (beste Programmidee). In seiner Dankesrede sagte er: "Ich freue mich über diesen Preis, weil er zeigt, dass man auch mit besoffenem Kopf gute Ideen haben kann." Im selben Jahr trat er auch beim ,Musikantenstadl‘ auf – also im Prinzip im Feindesland. Raab dachte nicht im Traum daran, sich brav zu verhalten – und verstörte des Stadl-Publikum in Anspielung auf Drogengerüchte mit dem Song "Der Karl, der Karl, der Moikmoikmoik/der raucht das stärkste Zeugzeugzeug". In einem Statement dazu sagte er: "Der ,Musikantenstadl‘ war ein Traum von mir, denn ich gehe gerne dorthin, wo die Not am größten ist."
Das war typisch für Raab: Er hätte nie einen Auftritt ausgelassen, der sein Publikum vergrößern könnte –hätte sich deshalb aber auch nie zähmen lassen.
Fleischhauer
Raab – der Jus studierte und eine Fleischhauerlehre absolvierte – begann als Produzent von Jingles. Außerdem produzierte er Popmusik, etwa für die Prinzen. Als Moderator fiel er im Musiksender VIVA mit nicht zu bändigender kreativer Energie auf. Die selbe Energie brachte ihn später dazu, Spaß-Sportarten wie Wok-Rodeln, Autoball, Eisfußball zu erfinden. Oder Casting-Shows mit Titeln wie SSDSDSSWEMUGABRTLAD − "Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte und gerne auch bei RTL auftreten darf".
Raab war als Musiker ebenso erfolgreich wie als Showmaster. Er hatte Hits mit "Hier kommt die Maus", "Böörti Böörti Vogts", "Maschendrahtzaun", "Ein Bett im Kornfeld". Für Guildo Horn schrieb er den Song-Contest-Titel "Guildo hat euch lieb" (Platz 7, 1998). Im Jahr 2000 trat er mit "Wadde Hadde Dudde Da" selbst an, wurde Fünfter und bekam zwölf Punkte aus Österreich.
Dass Raab keine Angst vor Schlägen hatte, bewies er, als er in Showkämpfen gegen die Boxweltmeisterin Regina Halmich antrat und dabei ordentlich Prügel bezog.
Sein letzter Geniestreich war die Spielshow "Schlag den Raab": Kandidaten durften gegen den Moderator antreten – und verloren zumeist. Ein legendärer YouTube-Hit wurde das Spiel "Ringing The Bull", das nach über einer Stunde Laufzeit ergebnislos abgebrochen werden musste.
Raab mag tendenziell geschmacklos gewesen sein und zuletzt eher müde. Mit seinem Abschied wird das Fernsehen dennoch weniger charismatisch und weniger gefährlich: Ohne Raab besteht ja nicht einmal die theoretische Chance auf Aufregung.
Raab konzentriert sich jetzt auf seine Rolle als Unternehmer: Er produziert Duschköpfe. Für die muss er nicht witzig sein.
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