Kritik an US-Auszeichnung für "Charlie Hebdo"

Trauer nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo"
Das Satiremagazin bekommt den PEN-Preis für Mut und Meinungsfreiheit. Sechs Schriftsteller und der deutsche PEN-Präsident kritisieren die Entscheidung.

Die Auszeichnung der Pariser Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo mit dem PEN-Preis für Mut und Meinungsfreiheit sorgt in den USA für Ärger. Sechs Schriftsteller, darunter Michael Ondaatje, Teju Cole und Rachel Kushner, hätten aus Protest gegen die Ehrung ihre Teilnahme an der Preisgala am 5. Mai abgesagt, berichtete die New York Times.

Kushner begründete das mit der "kulturellen Intoleranz" der Zeitschrift. Auf die Charlie Hebdo, das immer wieder religionskritische Karikaturen veröffentlicht hatte, war im Jänner ein Anschlag von Islamisten verübt worden, bei dem zwölf Menschen ums Leben kamen. Nach dem neuerlichen Abdruck einer Mohammed-Karikatur durch Charlie Hebdo nach dem Anschlag hatte es in mehreren muslimisch geprägten Ländern Ausschreitungen mit Toten und Verletzten gegeben.

Der Schriftstellerverband PEN zeigte sich überrascht von der Ankündigung der sechs Mitglieder. "Wir wussten alle, dass es eine in einigen Hinsichten kontroverse Entscheidung war", sagte PEN-Präsident Andrew Solomon. "Aber ich hätte nicht gedacht, dass das Thema diese speziellen Bedenken bei diesen speziellen Autoren auslösen könnte." Der frühere PEN-Präsident und Bestseller-Autor Salman Rushdie kritisierte die Bedenken der Schriftsteller als "entsetzlich falsch". "Wenn PEN als Organisation der Meinungsfreiheit nicht die Menschen verteidigen und feiern kann, die dafür getötet worden sind, Bilder zu zeichnen, dann ist die Organisation ihren Namen nicht wert."

Kritik aus Deutschland

Der Präsident des deutschen PEN-Zentrums, Josef Haslinger, hat die Auszeichnung der französischen Satirezeitschrift ebenfalls kritisiert. Die Zeitschrift überziehe religiöse Menschen mit Spott, dadurch fühlten sich viele beleidigt, sagte Haslinger am Mittwoch dem Deutschlandradio Kultur. "Das muss man nicht unbedingt mit einem Preis auszeichnen."

Haslinger warf Charlie Hebdo vor, die Zeitschrift trage in Paris zur Verschärfung des Klimas zwischen den gesellschaftlichen Gruppen bei - und nicht zur Versöhnung. Er wolle mit seiner Kritik der Freiheit der Kritik und Kunst keine Grenzen setzen, aber man müsse nicht alles mit einem Preis unterstützen. "Wir sind darauf angewiesen, dass wir zu einem gedeihlichen Zusammenleben der verschiedenen Kulturen und Religionen kommen", hob Haslinger hervor.

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