Krach-Kommunikation

Drei Personen in Anzügen stehen nebeneinander und lächeln in die Kamera.
Der Österreichische Werberat tagte 2014 unentwegt. Und das Life-Ball-Sujet von David La Chapelle sorgte mehr Bekanntheit des Rates.

Es gibt in Österreich wie auch in anderen Märkten Unternehmen, die Marktkommunikation prinzipiell als Krachmacherei verstehen. Und die in ihrem naturbelassenen Kommunikationsverstädnis Erziehung, gute Sitten und jedes Moralverständnis vermissen lassen. Und deren Kommunikationskrach, die diese werbenden Betriebe als polarisierend interpretieren, landet nicht immer aber immer öfter vor dem Österreichischen Werberat.

Der blickt auf ein, wie Ratspräsident Michael Straberger und die Rats-Vizepräsidentin Roswitha Hasslinger heute in Wien resümierten, auf ein arbeitsreiches Jahr 2014 zurück. 641 Beschwerden gingen im Vorjahr vor dem Gremium der freiwilligen Selbstkontrolle der österreichischen Kommunikationswirtschaft ein. Daraus folgerten 185 Entscheidungen.

Die Beschwerde-Flut sei auf, so Straberger und Hasslinger, auf die "steigende Bekanntheit des Werberates sowie die zunehmende Sensibilisierung der Bevölkerung bei gesellschaftsrelevanten Themen" zurückzuführen. 410 der 641 Beschwerden vor dem Rat gehen auf das Konto des Charity-Events Life Ball und dessen vom Künstler David La Chapelle gemachten Plakat-Sujets. Das Plakat, das im Grund als Kunst und der ihr zuerkannten freien Meinungsäußerung durchgehen hätte können, wurde aufgrund eines Sponsor-Logos zum Fall für den Werberat. 370 schriftliche und 40 telefonische Beschwerden langten beim Werberat ein. Der leitete die Beschwerden an die Life Ball-Organisatoren weitern und profitierte von der medialen Aufmerksamkeit und der öffentlichen Diskussion des Plakates.

Im Vorjahr wurden insgesamt 185 Entscheidungen getroffen. 2013 waren es 145 Entscheidungen. In 18 fällen verfügte der Rat über einen sofortigen Stopp der betroffenen Kampagnen oder der Auswechslung von Sujets. In 29 Fällen wurden werbende Unternehmen zur Sensibilisierung in ihrer Werbegestaltung aufgefordert. In 21 Beschwerdefällen zogen die davon betroffenen Unternehmen selbst Sujets und Kampagnen zurück.

Die häufigsten Beschwerden - 89 - drehten sich 2014 um "geschlechterdiskriminierende Werbung". In 24 Fällen ging es um "Ethik und Moral" und in 20 Fällen um "Irreführung und Täuschung". Hasslinger und Straberger können darüber hinaus von einem "signifikanten Anstieg" von Beschwerden berichten, die sich um die "Gefährdung von Kindern und Jugendlichen" drehen. Neu sind Beschwerden, die sich "rechtswidrige Werbeumfelder" und um Werbeplatzierung auf illegalen Websites drehen.

Die meisten Beanstandungen erzeugten werbliche Darstellungen im Fernsehen und auf Plakaten. Zu TV-Werbung traf der Werberat 53 und zu Plakaten 48 Entscheidungen. Das Plakat überholte hier Print - beide Media-Kanäle lagen 2013 noch gleichauf.

Kommentare